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Zeitungschronik – September 1921

Zeitungschronik - Lingen vor 100 Jahren - September 1921

3. Sep.: „Am 29. v.M. wurde in Lingen die Jugendabteilung des kath. Frauenbundes durch Frl. Richard aus Osnabrück gegründet.“ (LV)

3. Sep.: „31. Aug. Nach Schluß der Arbeitszeit versammelte sich heute auf dem Marktplatze die Arbeiterschaft Lingens aller gewerkschaftlichen und politischen Richtungen. (…) Es wurde dann nachstehende Resolution verlesen: Die Arbeiter- und Beamtenschaft Lingens aller Gewerkschaftsrichtungen und politischen Parteien gibt ihrer schärfsten Entrüstung über den Mord an Erzberger* kund. (…) Die Arbeiterschaft Lingen bekennt sich einmütig zur Republik und zur Verfassung und erklärt sich bereit, diese mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln zu schützen. Sie erhebt auch schärfsten Protest gegen die Anarchie auf dem Gebiete der Preisbildung für alle Waren und fordert von allen maßgeblichen Instanzen den entschiedenen Eingriff gegen alle preistreiberischen und wucherischen Tendenzen durch Festsetzung von Höchstpreisen und schärfster Kontrolle der Warenpreise.“ (LV)

* Der ehem. Finanzminister Matthias Erzberger (Zentrum) wurde am 26.8.1921 von Freikorpssoldaten ermordet.

3. Sep.: „Die Gemeinde Laxten will ihren im Weltkriege gefallenen Söhnen ein Ehrendenkmal errichten. Die Kosten hierfür sollen durch freiwillige Sammelbeiträge gedeckt werden.“ (LV)

6. Sep.: „Lingen, 4. September. Unter guter Beteiligung seitens der Bürgerschaft wurde gestern nach jahrelanger Pause zum ersten Male wieder das Bürgerschützenfest festlich begangen. König wurde Herr Schneidermeister Joh. Lambers, Königin Frau B. Gels.“ (LW)

7. Sep.: „Am 7. August 1921 wurde hier bei Lingen eine Lachmöve abgeschossen, die mit Fußring versehen war. (…) (So) ist zu ersehen, daß diese Mövenart im Laufe des Sommers weitere Wanderzüge unternimmt, im vorliegenden Falle von Nordböhmen bis Lingen.“ (LV)

7. Sep.: „Das erste große Lingener Pferderennen wird (…) am kommenden Sonntag stattfinden. (…) Von dem Gesichtspunkte ausgehend, die Veranstaltung zu einem großen Volksfest zu machen, hat der Verein die Eintrittspreise so niedrig gesetzt, daß es jedermann möglich ist, auch mit Frau und Kindern das Fest zu besuchen.“ (LV)

10. Sep.: „In der (…) Versammlung der Gemeindevorsteher und einiger einflußreicher Landwirte (…) haben sich die Anwesenden verpflichtet, folgenden Beschluß (…) zu empfehlen (…): ‚In jeder Gemeinde des Kreises Lingen wird eine Liste ausgelegt, in welcher die Landwirte sich durch Eintragung verpflichten, die Kartoffeln für die Armen des Kreises Lingen zu einem (bestimmten) Preise zu liefern (bzw.) diejenigen Kartoffelmengen einzutragen, die für die Ärmsten des Kreises umsonst geliefert werden sollen.‘“ (LV)

14. Sep.: „13. Sept. Der gestrige erste Renntag des Ems-Renn- u. Pferdezuchtvereins e.V. verlief programmäßig und ohne Unfall. (…) Der Besuch, auch von auswärts, war enorm. Etwa 20 000 Personen dürften auf der Rennbahn gewesen sein. Leider hatte der Verein sich auf eine derartige Menschenmenge nicht eingerichtet. (…) So konnte in dem Gedränge ein Teil des Pubilikums auch bei gutem Willen keine Einlaßkarten erhalten. (…) Da überall Ordner fehlten, drang die Menge schon vor Beginn der Rennen in das Innere der Bahn. Von da ab war natürlich keine Ordnung mehr zu halten. (…) Es ist geradezu ein Wunder, daß kein Unglück passiert ist. (…) Im übrigen hatte der junge Verein mit seiner ersten Veranstaltung einen vollen Erfolg zu verzeichnen.“ (LV)

14. Sep.: „Zu den bereits vorhandenen 10, 25 u. 50 Pfg.-Notgeldscheinen hat die Stadt nun auch 75 Pfg.-Scheine ausgegeben. Auf der Rückseite derselben steht das Kivelings-Lied, daneben ein Kiveling in alter Tracht.“ (LV)

17. Sep.: „26. September 1921 Eröffnung unseres Neubaues Großestraße 7. Unsere alten Vorräte sind fast vollständig geräumt. (…) Neu aufgenommen: Kurz-, Weiß-, Wollwaren. Kaufhaus Siegmund Hanauer & Co.“ (LV)

17. Sep.: „Da die Versorgung mit Herbstkartoffeln in diesem Herbst für manche Familien Schwierigkeiten bereiten wird, haben die städt. Kollegien beschlossen, für die unversorgte Bevölkerung der Stadt die Kartoffelbelieferung in die Hand zu nehmen. In erster Linie können Unbemittelte und Minderbemittelte berücksichtigt werden. (…) Die Bediensteten der Eisenbahnwerkstätte melden sich nicht bei dem städtischen Brotmarkenbüro, sondern an ihrer Arbeitsstelle.“ (LW)

17. Sep.: „Die von den Schulkindern (…) auf die verschiedenen Kriegsanleihen gezeichneten Beträge sollen in der Weise zurückerstattet werden, daß, ohne Rücksicht auf den erheblichen Kursrückgang der Kriegsanleihen, die Zeichnungsbeträge voll zurückgezahlt werden, jedoch ohne Zinsen. (…) Städtische Spar- und Leihkasse“ (LW)

21. Sep.: „Siedlung in der Stroot. Die Kollegien beschlossen, die in der Stroot belegenen Grundstücke von Altmann, Löning und Stöve’s Erben käuflich event. im Enteignungsverfahren zu erwerben und sodann diese Grundstücke, sowie den der Stadt gehörenden Teil der Stroot, zwischen Adolf- und Schützenstraße belegen, als Siedlungsgelände zur Verfügung zu stellen. Es würden hierdurch etwa 63 Bauplätze geschaffen.“ (LV)

21. Sep.: „Ein vor zwei Jahren verlorener Trauring wurde beim Kartoffelroden von der Eigentümerin selbst wiedergefunden. Eine Kartoffel ist durch den Ring hindurchgewachsen. Das interessante Schaustück ist im Schaufenster der Firma B. Lambers, Markt 25, ausgestellt.“ (LV)

24. Sep.: „Holthausen, 22. Sept. Am letzten Dienstag trug man die sterblichen Überreste des Colonen B. Feldhaus zu Grabe. B. Feldhaus hatte 21. Jahre von 1897-1919 das Vorsteheramt in der Gemeinde zum Segen verwaltet. Er sorgte dafür, daß 1911 eine eigene Schule in Holthausen errichtet wurde.“ (LV)

28. Sep.: „Neubau einer kathol. Volksschule. (…) Die hinter der kathol. Kirche belegenen Grundstücke wurden als für den Schulneubau am geeignetsten erachtet und der Magistrat beauftragt (…) zu versuchen, diese Grundstücke zu erwerben, selbst wenn die Erben Goosmann, die sich zum Teil im Auslande befinden, nicht zum Verkaufe geneigt sind.“ (LV)

28. Sep.: „Vorigen Mittwoch verunglückte der Arbeiter Tiemann auf der hies. Hauptwerkstätte dadurch, daß er beim Oelen der Bohrmaschine seine Kleider in die Bohrspindel verwickelte. Tiemann wurde öfter mit herumgeschleudert und erlitt arge Verletzungen. Er wurde ins Bonfatius-Hospital überführt. Vorgestern wurde der Arbeiter Sievers durch eine beim Hochwinden herabstürzende Eisenplatte ein Fuß abgequetscht. (…) Gestern Abend entstand auf der hiesigen Hauptwerkstätte ein Brand, der aber bald gelöscht werden konnte.“ (LV)

Aus dem Lingener Volksboten (LV) und dem Lingenschen Wochenblatt (LW). Die Zeitungen sind einsehbar im Stadtarchiv Lingen, Baccumer Str. 22, 49808 Lingen (Ems). www.stadtarchiv-lingen.de



Artikeldatum: 2. September 2021
Fotos v.o.n.u.: Stadtarchiv