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Zeitungschronik – Oktober 2022

3. Okt.: „Aus Verbraucherkreisen war vor kurzem das Gesuch an den Magistrat gerichtet worden, zwischen Vertretern der Verbraucher und Geschäftsleuten der Stadt eine Aussprache herbeizuführen mit dem Ziele, zu einer Verständigung über Maßnahmen zu gelangen, die geeignet sein sollten, einer abnormen Preisbildung in Lingen entgegenzuwirken. (…) Die unter dem Vorsitz des Herrn Bürgermeister Gilles stattgefundenen Verhandlungen führten zu folgendem Ergebnis: Es wurde nach Art der wichtigsten Handelsartikel für fünf Geschäftszweige, nämlich für die Colonialwarenbranche, die Bäckereien, die Schlachtereien, die Textilwarenbranche und die Schuhwarenbranche je eine besondere Kommission gebildet, die beiderseits je sechs Mitglieder umfaßt. (…) Wenn auch die Beschlüsse dieser Kommissionen (…) keinen amtlichen Charakter tragen, steht doch zu erwarten und wäre auch sehr wünschenswert, wenn die Vereinbarungen dieser Stellen sowohl von seiten der Geschäftsleute wie auch der Konsumenten möglichst beachtet und eingehalten werden.“ (LW)

3. Okt.: „Von den Kommissionen, die aufgrund der freien Vereinbarungen zwischen Vertretern der Geschäftsleute und der Konsumenten in Lingen gebidlet worden sind, wurde zunächst folgendes beschlossen: 1. Für die Textil- und Schuhwarenbranche: (…) In Anbetracht der wiederum erheblich gestiegenen Lederpreise etc. wird für Reparaturen an Schuhwerk die Notwendigkeit eines Aufschlags von 100 bis 110% auf die bestehenden Tarifsätze der Schuhmacherinnung anerkannt. 2. Für Backwaren. Anhand der vorgelegten Unterlagen betr. Mehlpreise und Bäckerei-Unkosten wurde ein Preis bis zu 115 Mk. für ein vierpfündiges Roggenbrot (markenfrei) errechnet. (…) 3. Colonial- und Lebensmittelbranche: (…) Anhand der von der Kaufmannschaft vorgelegten Belege über die Gestehungspreise wurde festgestellt, daß die z. Zt. in Lingen im Allgemeinen geforderten Kleinhandelspreise angemessen sind. Des Weiteren wurden von der Kommission für die einzelnen Waren Höchstpreise (…) festgesetzt. (…) Die erweiterte Preisprüfungskommission.“ (LW)

4. Okt.: „Landwirtschaftliche Winterhilfe des Emslandes. Durch die ständig zunehmende Geldentwertung hat sich das beim Landvolk bekannte Elend der Witwen, Waisen, Rentner, Altenpensionäre und ähnlicher Volksschichten ganz unglaublich verschärft. Dementsprechend ist der Kreis der Notleidenen natürlich auch erheblich größer geworden. Wenn diesen Personen nicht durch mildtätige Gaben geholfen wird, müssen sie im Winter entweder erfrieren oder verhungern.“ (LV)

4. Okt.: „Die Turnhalle soll während des Winterhalbjahres wegen der hohen Heizungskosten, die etwa 2000.- Mk. pro Tag betragen, nicht geheizt werden.“ (LV)

5. Okt.: „In unser Genossenschaftsregister ist unter Nr. 40 heute eingetragen: ‚Warenbezugs- und Verteilungsgenossenschaft Selbsthilfe, eingetragene Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht lingen‘.“ (LW)

7. Okt.: „Kartoffelbezugsgenossenschaft. Die Belieferung unserer Mitglieder wird in den nächsten Tagen beginnen.“ (LW)

7. Okt.: „Nach einem altem Sprichwort heißt es: Totgesagte leben recht lange. So auch Herr Anton van der Minde, von hier, der im Jahre 1914, kurz vor Ausbruch des Krieges nach Amerika zum Besuch von Verwandten abgereist ist, ist ein solcher Totgesagte. Infolge Ausbruch des Krieges konnte er nicht mehr zurück und mußte in New York bleiben, der Briefwechsel schränkte sich ein und hörte dann ganz auf.  Nun hieß es bald, er sei gestorben. Ganz unerwartet kam dieser Tage Herr Anton van der Minde wieder in die Heimat zurück. Ob er sein früheres Arbeitsverhältnis auf der Eisenbahnwerkstätte fortsetzen wird, ist noch ungewiß. Nach seiner Aussage ist die Stimmung in Amerika gegen die Deutschen durchweg sehr ungünstig gewesen, erfreuerlicherweise ist diese aber zu Gunsten Deutschlands umgeschlagen und wird zunehmend besser.“ (LV)

14. Okt.: „Der Stand der Mark. (…)

                                                     12.10. (1922)            1914
100 holländische Gulden           95 880                         167.- Mark
1 englisches Pfund                     10 787                           20.- “
1 Dollar                                           2 467                         4.20.- “
100 französische Franken          18 677                          80.- “
(LW)

14. Okt.: „Einen schönen Zug von Opferwilligkeit zeigten einige Lingenserinnen, Hausangestellte in Assen, Holland, welche unserer Kämmereikasse 30 Gulden sandten (heute über 30 000 Mark), für die armen Notleidenden ihrer lieben Heimatstadt gestiftet.“ (LW)

17. Okt.: „Das Zwanzigmarkstück wird mit 6500 Papiermark bezahlt, der Dollar hat den Kursstand von 3000 erreicht. Das sind Ziffern, die in weiten Kreisen die Unruhe wegen der Zukunft bedeutend erhöht haben und dem Weihnachtsfest mit Sorge entgegen sehen lassen.“ (LW)

19. Okt.: „Der Stand der Mark. (…)

                                                       17.10. (1922)     1914
100 holländische Gulden            110 617                 167.- Mark
1 englisches Pfund                        12 584                   20.- “
1 Dollar                                              2 846                   4.20.- “
100 französische Franken            21 423                   80.- “
(LW)

21. Okt.: „Wiedereinführung der Zuckerkarte. Wie im Reichsanzeiger veröffentlicht wird, darf vom 1. Dezember d. Js. an der Mundzucker nur gegen Vorlegung einer Zuckerkarte abgegeben werden.“ (LW)

21. Okt.: „Aufruf! An die Landwirte des Kreises Lingen! In Anbetracht der jetzt besonders großen Not der Kriegerwitwen appellieren wir wie auch in den letzten jahren am doe Bereitwilligkeit der Landwirte des Kreises Lingen, um auch in diesem Jahre unsere armen Kriegswitwen mit billigen Kartoffeln zu beliefern. (…) Reichsbund der Kriegsbeschädigten, Kriegshinterbliebenen und Kriegsteilnehmer, Ortsgruppe Lingen“ (LW)

21. Okt.: „,20. Okt. Unsere Stadtbank hat ihre Räumlichkeiten in den Anbau neben der städtischen Stadtbank bezogen.“ (LV)

26. Okt.: „Laut Beschluß der Bäcker-Innung treten von heute ab folgende Preise für markenfreies Gebäck in Kraft. 4 Pfund Schwarzbrot 320 Mark, 4 Pfund Graubrot 335 Mark, 1 Pfund Weißbrot 100 Mark, Brötchen Stück 7 Mark. Bäcker-Innung Lingen“ (LW)

28. Okt.: „Erhöhte Gütertarife ab 1. November. Durch die erhebliche Verschlechterung der Mark stiegen auch bei der Reichsbahn die (…) Ausgaben ungeheuer. Die geltenden Eisenbahngütertarife werden deshalb am 1. November um 50 Prozent erhöht.“ (LV)

Aus dem Lingener Volksboten (LV) und dem Lingenschen Wochenblatt (LW). Die Zeitungen sind einsehbar im Stadtarchiv Lingen, Baccumer Str. 22, 49808 Lingen (Ems). www.stadtarchiv-lingen.de 



Artikeldatum: 3. October 2022
Fotos v.o.n.u.: © Stadtarchiv Lingen