6. Okt.: „Die neue Kraftpostlinie Lengerich-Freren-Lingen-Nordhorn wurde heute eröffnet. Am Sonnabend veranstaltete die hiesige Postverwaltung eine Probefahrt auf der ganzen Strecke. Es waren dazu die Vertreter der interessierten Gemeinden und der Presse geladen. Die etwa je 30 Personen fassenden neuen Wagen sind sehr praktisch und vornehm eingerichtet. In Lingen, unterwegs und in Nordhorn wurden die Teilnehmer überall herzlich willkommen geheißen und festlich bewirtet. (…).“ (LV u. LW)
8. Okt.: „Der Landtag hat das neue Wahlgesetz für die Provinziallandtage und Kreistage verabschiedet. Auf Grund dieses Gesetzes sind am 29.11.1925 sämtliche Provinziallandtage und Kreistage neu zu wählen. Durch das neue Gesetz ist das Gesetz über die Provinziallandtags- und Kreistagswahlen vom 3.12.1920 außer Kraft gesetzt. Infolgedessen ist auch der Runderlaß des Herrn Ministers des Innern vom 20. August 1925 (…) hinfällig, nach welchem auf Grund des Gesetzes vom 3.12.1920 am 25.10.1925 Neuwahlen zu den Proviniziallandtagen und Kreistagen stattfinden sollten. Die Termine für die Auslegung der Wählerlisten und für die Einreichung der Wahlvorschläge werden hiermit aufgehoben. Die neuen Termine werden demnächst bekannt gegeben. (…).“ (LV u. LW)
15. Okt.: „Die Selbstverwaltung der kleinen Städte ist in Gefahr! Diese Gefahr liegt in dem Entwurf zu der geplanten neuen Städteordnung. Der Reichs-Städtebund, Unterverband Hannover, ruft deshalb zu einer Protestversammlung auf, welche am Montag, den 19. Oktober, in Hannover abgehalten werden soll. Die Stadt Lingen wird nach dem Beschluß der Städtischen Kollegien durch zwei Mitglieder des Magistrats (Bürgermeister Gilles und Senator Terstiege) und zwei Mitglieder des Bürgervorsteher-Kollegiums (Rektor Brinkmann und Schlosser Wolters) vertreten sein.“ (LV)
20. Okt.: „Am Freitag, den 16. Oktober, hat in Aschendorf die Beerdigung von Frl. Gertrud Niehaus stattgefunden. Die Verstorbene hat 11 Jahre als Lehrerin an der Städtischen Höheren Mädchenschule in Lingen gearbeitet und, solange es ihre Kraft erlaubte, sich auch im Vereinsleben betätigt. (…). Morgens um 6.30 Uhr fand in aller Stille die Überführung nach Aschendorf statt. Wenn es den Schülerinnen der Höheren Mädchenschule auch leider nicht möglich war, ihrer lieben Lehrerin das letzte Geleite zu geben, so war doch das Lehrerkollegium der Schule vollzählig in Aschendorf erschienen, und man bemerkte im Trauerzuge außer den Verwandten und den befreundeten Angehörigen der Verstorbenen Vertreter des Magistrats der Stadt Lingen, des Kuratoriums der Höheren Mädchenschule und der Geistlichkeit. (…).“ (LV u. LW)
24. Okt.: „Plenarversammlung der städtischen Kollegien (…). Stellungnahme zur Frage der Benutzung der Bürgersteige im Stadtgebiet durch Radfahrer. Die seit Jahrzehnten hier bestehende Erlaubnis, auf gewissen Bürgersteigen mit dem Rade fahren zu dürfen, hat in letzter Zeit zu vielen berechtigten Klagen geführt, auch sind mehrfach Unglücksfälle, besonders bei Kindern, dadurch entstanden. Es wurde eine Kommission gewählt, bestehend aus den B. V. Appelhans, Flor, Völling, Kudelko und Krone, die ein Gutachten darüber ausarbeiten soll, welche Fußsteige im Innern der Stadt für Radfahrer in Zukunft freigelassen werden sollen.“ (LV u. LW)
24. Okt.: „Plenarversammlung der städtischen Kollegien (…). Beschlußfassung über die Anlegung eines Zentralviehmarktplatzes. Bekanntlich war dem Magistrat von einer Interessentengruppe die zur Herstellung eines Zentralviehmarktplatzes auf dem Hüttenplatze erforderliche Summe von ca. 20000 Mark auf 5 Jahre, verzinslich mit 2 % über dem jeweiligen Reichsbankdiskontsatz, zur Verfügung gestellt werden. In der Sitzung vom 28. Sept. wurde daraufhin beschlossen, auch den Interessenten des Platzes an der Bleiche Gelegenheit zu geben, die Finanzierung dieses Platzes zu garantieren. In dieser Sitzung hatte sich nämlich die größte Mehrheit (16) des Kollegiums bei der Abstimmung für die Herrichtung des Platzes an der Bleiche entschieden, sofern annähernd gleiche Finanzierungsbedingungen wie beim Hüttenplatz geboten würden. Bürgermeister Gilles gab zunächst Kenntnis von einem Angebot des Gastwirtes Schwarte, welcher sich unter verschiedenen Bedingungen und Forderungen erbot, die Stallgebäude etc. an der Bleiche auf seine Kosten zu errichten, wenn der Zentralviehmarkt nach dort verlegt würde. Der Magistrat will das Angebot, welches nicht in allen Teilen präzise und klar erschien, prüfen. Sodann lag noch ein neues Projekt vor, welches von Senator Terstiege an Hand eines Lageplanes erläutert wurde. Es handelt sich um das Gelände am neuen Hafen auf der rechten Seite der Hafenstraße, sich hinziehend bis zum Mühlentor (jetzigen Rindviehmarkt). Für dieses Gelände sind von Interessenten 29900 Mark (für das Projekt an der Bleiche 38500 Mark). gezeichnet worden, die dem Magistrat auf 5 Jahre zum jeweiligen Reichsbankdiskont zur Verfügung gestellt werden. Das Gelände ist ca. 17000 Quadratmeter groß (Hüttenplatz ca. 12000 Quadratmeter) und kann noch durch Grundstückstausch etc. bedeutend erweitert werden. Dasselbe liegt jetzt brach und würde allmählich durch die Müllabfuhr (etwa in 1 Jahre) aufgefüllt werden können. Auch ist die Kanalisierung des Stadtgrabens daselbst in 140 Meter Länge vorgesehen. Nachdem das für und wider in längerer Diskussion erörtert worden, wurden dem Magistrat die Unterlagen (…) zur Prüfung übergeben und beschlossen, am Montag nachmittag 3 Uhr alle in Frage kommenden Plätze gemeinsam durch die Kollegien zu besichtigen und in der daran anschließenden Plenarversammlung über die Platzfrage endgültig zu entscheiden.“ (LV)
27. Okt.: „Zentralviehmarktsfrage. Gestern nachmittag fand durch die städtischen Kollegien eine Besichtigung der für den Zentralviehmarkt in Aussicht genommenen Plätze statt (…). Nach der Besichtigung derselben war im Rathaussaale Plenarversammlung, (…). Als einzigster Punkt stand auf der Tagesordnung: Endgültige Beschlussfassung über Anlegung eines Zentralviehmarktplatzes. Zunächst wurde ein Schreiben des Elternbeirats und des Lehrerkollegiums der kath. Volksschule an den Magistrat verlesen, in welchem die Vertreter der städtischen Kollegien gebeten wurden, gegen eine Verlegung des Marktes zum Hüttenplatze zu stimmen. (…). Vor der Abstimmung beantragte der B. V. Worthalter Mohrmann geheime Abstimmung, die aber mit 12 Stimmen abgelehnt wurde. (…). Die Abstimmung ergab also einen Differenzbeschluß, über welchen die Einigungsverhandlung demnächst stattfinden dürfte. Infolge dieses Differenzbeschlusses konnte über die beiden anderen Plätze (…), nicht mehr abgestimmt werden. (…).“ (LV u. LW)
Aus dem Lingener Volksboten (LV) und dem Lingenschen Wochenblatt (LW). Die Zeitungen sind einsehbar im Stadtarchiv Lingen, Baccumer Str. 22, 49808 Lingen (Ems). www.stadtarchiv-lingen.de