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Zeitungschronik – Oktober 1920

Zeitungschronik - Lingen vor 100 Jahren - Oktober 1920

2. Okt.: „In den letzten Wochen hat der Verein für volkstümliche Vorträge seine Tätigkeit wieder aufgenommen. (…) Ein Blick auf das demnächst zur Veröffentlichung kommende Programm wird sofort erkennen lassen, daß der Verein getreu seinem Streben, den Einwohnern Lingens Belehrung und künstlerische Anregung zu schaffen, eine Reihenfolge von Darbietungen zusammengestellt hat, die diesem Unrecht geben, der da in diesem Winter sagen wollte: ‚In Lingen ist aber auch gar nichts los!‘ “ (LV)

2. Okt.: „Außer an verschiedenen anderen Stellen wurde am Dienstag in Grumsmühlen wieder ein Einbruchsdiebstahl verübt. Ein junger Mann, der die Diebe störte und um Hilfe rief, wurde durch einen Rückenschuß so schwer verletzt, daß er kurz darauf leider verstarb. Hoffentlich werden die Täter bald gefaßt.“ (LV)

2. Okt.: „Die Deutsche Volkspartei hielt gestern ihre Mitgliederversammlung ab. Der Vositzende (…) kam auf die jetzige (…) politische Lage Deutschlands ausführlich zu sprechen. Nur der innere Zusammenhalt der Bürger kann uns vor dem Bolschewismus retten, die Lässigkeit des einzelnen muß bekämpft werden. (…) Die Furcht vor diesem Zusammenhalten hält die bis an die Zähne bewaffneten kommunistischen Scharen noch vor dem Losschlagen zurück. (…) Den Friedensvertrag von Versailles (…) werden wir noch bis zu unserem Lebensende verspüren (…). Die restlose Vernichtung Deutschlands ist damit gegeben, Souverain des Reiches ist die Wiedergutmachungskommission. (…) Industrie und Wirtschaft stehen vor einer Katastrophe (…) dabei stehen wir vor einer Ernährungskrise. (…) Zum Schluße (…) erhielt Frl. Sengstake das Wort über die Einrichtung des Frauenarbeitsausschusses innerhalb der Ortsgruppe Lingen der D.V. (…) Die Neuwahl gab die Zusammenstellung: Vorsitzender Gewerberat Schmidt, stellv. Vorsitzender Lederhändler Raberg“ (LW)

2. Okt.: „Nachdem die städt. Kollegien (…) ein passendes Grundstück für eine Rennbahn zur Verfügung gestellt haben, beabsichtigt der vorbereitende Ausschuß nunmehr zur Gründung eines Rennvereins unter dem Namen ‚Emsländischer Rennverein‘ zu beschreiten. Eine Gründungsversammlung findet am (…) 10. Oktober (…) in Lingen statt.“ (LV)

2. Okt.: „Städtische Bücherei in Lingen-Ems. Die Lesehalle ist vom 1. Oktober ds. Js. ab geschlossen. Die Bücherausgabe findet in der bisherigen Weise statt. (…) J. A. Mohrmann“ (LV)

5. Okt.: „Der Herr Regierungsbaumeister Grell, der den Umbau der hiesigen Hauptwerkstätte leitete und erst vor kurzem als Vorstand des Eisenbahn-Betriebsamtes nach Meseritz versetzt wurde, ist infolge eines Betriebsunfalles auf Bahnhof Meseritz (…) gestorben.“ (LW)

6. Okt.: „Am vergangenen Mittwoch fand im Hotel Heeger die Gründungsfeier des Philisterzirkels ‚Venkigau‘ statt. Aus fast allen Orten des alten Venkigaues – Venkigau hieß früher die Gegend des jetzigen Kreises Lingen – und darüber hinaus hatten sich Alte Herren und Aktive des K. V. zusammengefunden.“ (LV)

6. Okt.: „25jähr. Stiftungsfest des kath. Lehrlingsvereins Lingen am 10. Oktober 1920. (…) Die Bürger der Stadt werden gebeten, die Häuser zu beflaggen.“ (LV)

9. Okt.: „Deutschnationale Volkspartei. Ortsgruppe Lingen. Parteigenossen in Stadt und Kreis Lingen, die ihren Beitritt zur hiesigen Ortsgruppe noch nicht erklärt haben, wollen ihre Anschriften richten an den Vorstand der Lingen D.N.V. Bonsack, Unter den Linden“ (LW)

13. Oktober: „Plenarsitzung der städtischen Kollegien (…): Da der Schlachthof mit Unterbilanz arbeitet, so wurden sämtliche Schlacht- und Beschaugebühren um 100% erhöht. Die Wiegegebühr wurde für Großvieh auf 1.50 Mk., für Kleinvieh auf 1 Mk. festgesetzt. Die Stallgebühr wurde für Großvieh auf 1 Mk., für Kleinvieh auf 50 Pf. erhöht. (…) Für den Pferdemarkt wurde eine Verlängerung um 17 Meter beschlossen, sodaß 70 Pferde mehr aufgestellt werden können. Außerdem soll eine 3. Vorführungsbahn angelegt werden. Für Rindviehbestände wurde der Streifen am Wall bei Wirt Thien, für Schweinestände die Hafenstraße in Aussicht genommen.“ (LV)

13. Okt.: „In unverantwortlicher Weise wird von gewissenlosen Personen unter der Landbevölkerung das haltlose Gerücht verbreitet, daß die Stadt Lingen aus der Kartoffelversorgung für Minder- und Unbemittelte enorme Überschüsse erziele, welche in die Stadtkasse fließen sollen. Eine derartige Beunruhigung der Landbevölkerung kann nur dazu angetan sein, die Kartoffelerzeuger von der Belieferung der Minder- und Unbemittelten der Stadt Lingen abzuhalten und dadurch die Versorgung der letzteren aufs ernsteste zu gefährden.“ (LV)

16. Okt.: „Durch die Abtretung deutscher Gebietsteile hat eine große Zahl von Handwerkern aller Berufe ihre Selbständigkeit verloren (…). Soweit sich in Gemeinden für Bäcker, Fleischer, Schlosser (…) usw. Gelegenheit zur Gründung einer Selbständigkeit bietet, ist der Hauptstelle für Arbeitsnachweis der Flüchtlingszentrale Ost Frankfurt a. O. oder dem Kreisarbeitsnachweis Lingen (Landratsamt) von den Gemeindevorstehern (…) Meldung zu machen.“ (LW)

16. Oktober: „Jeder gesunde Mensch freut sich über die Nachtruhe und über einen gesunden Schlaf. Noch mehr bedarf der Kranke, der vielfach des Schlafes entbehren muß, der Ruhe während der Nachtstunden. (…) Es wird deshalb auch nur dieses kurzen Hinweises bedürfen, damit die Bitte beachtet wird, die uns von Kranken im hiesigen St. Bonifatiushospital zur Veröffentlichung zuging, in den Abend- und Nachtstunden vor dem Krankenhause und in dessen Nähe das Singen usw. zu unterlassen. Man gönne den Kranken ihre Ruhe und den so notwendigen Schlaf.“ (LV)

16. Oktober: „Am Freitag, abends 10 Uhr, starb nach längerem schweren Leiden die älteste Person Lingens: Fräulein Caroline Termeer, die frühere Haushälterin des Dechanten Diepenbrock in Lingen und danach des Pastors Phillips-Leer. Sie ruhe in Frieden!“ (LV)

23. Oktober: „Es kostet viel Geld, aber schön wird es doch, was der Bauverein unter Zuhilfenahme der staatlichen und städtischen Unterstützung jetzt zu schaffen auf dem besten Wege ist. Man mache nur mal einen Spaziergang nach der Waldstraße hin, und man wird staunen, wie schnell und schön die schmucken Häuser des Bauvereins im Bau voran schreiten. Was ehemals Heideboden, wildes Gestrüpp oder unwirtschaftlicher Boden gewesen ist, wird, wenn die Häuser fertig sind und die Gärten um dieselben herum gepflegt werden, ein schönes Stadtviertel Lingens sein. (…) Wenn dann in den ersten Monaten des nächsten Jahres die Häuser bewohnt sind, wird auch die Wohnungsnot hier in Lingen in etwa gemildert werden. Im ganzen werden 28 Doppelhäuser mit 56 Wohnungen gebaut. An der Waldstraße 12, und wenn diese fertig sind, 16 auf der Schwedenschanze, welche auch bereits in Angriff genommen sind.“ (LV)

Aus dem Lingener Volksboten (LV) und dem Lingenschen Wochenblatt (LW). Die Zeitungen sind einsehbar im Stadtarchiv Lingen, Baccumer Str. 22, 49808 Lingen (Ems).



Artikeldatum: 5. October 2020
Fotos v.o.n.u.: Stadtarchiv Lingen