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Zeitungschronik – März 1921

Zeitungschronik - Lingen vor 100 Jahren - März 1921

2. März: „In der Frage der Elektrizitätsversorgung wurde beschlossen, das Kanal- und Schleusenprojekt vorläufig fallen zu lassen. Weitere städtischen Mittel für dieses Projekt dürfen nicht mehr verausgabt werden. (…) Die bisher bestehende Elektrizitätskommission wurde aufgelöst.“ (LV)

5. März: „Lingen, 3. März. In vergangener Nacht wurde bei der Firma H. Gauthier Nachf. (A. Beller) wiederum ein Einbruch verübt. Die Diebe sind mit geradezu bodenloser Unverschämtheit zu Werke gegangen. Durch ein ca. 50 cm großes Loch in der Schaufensterscheibe, welches vom letzten Einbruch her mit Holzverschalung und Schrauben fest gedichtet war, gelangten sie nach Entfernung der Verschalung in das Schaufenster, dessen Inhalt sie bis auf 2 Knabenanzüge mitnahmen. Auch aus dem Laden nahmen sie wertvolle Coupons Herrenstoffe, Crawatten etc., aus dem Komptoir sogar die Ueberzieher des Besitzers und des Personals mit. (…) Glücklicherweise hat die Polizei in Osnabrück 2 der Täter mitsamt der Ware dingfest machen können.“ (LV)

5. März: „In Anbetracht der in den Großstädten und Industriegebieten noch immer vorhandenen großen Zahl unterernährter Kinder erschallt auch in diesem Jahre wieder der Ruf übers Land: schafft Pflegestellen für derartige Kinder und tragt dadurch zur körperlichen und geistigen Wiedergesundung unseres Volkes bei. (…) Lingen, den 1. März 1921.“ (LW)

8. März: Das Abiturientenexamen bestanden die Oberprimaner Heinrich Augustin, Clemens Benner, Heinrich Börsting, Franz Demann, Berta Gelshorn*, Joseph Holtmann, Adolf Meyer, Hermann Meyer, Karl Meyer, Friedrich Möller, Wilh. Niemann, Heinrich Senst.“ (LW)
* Berta Gelshorn war damit die erste Lingener Abiturientin.

9. März: „7. Wegen der Entfernung der Linden an der Georgstraße lagen zwei Eingaben, eine dafür, eine dagegen, seitens der Bürgerschaft vor. Die Angelegenheit wurde der Baukommission überwiesenunter Hinzuziehung von Herrn Hegemeister Spechtmeyer, um ein Urteil über Schlagreife, Wert etc. der Bäume zu erhalten.“ (LV)

12. März: „Es ist wahrgenommen, daß die von der Landesaufnahme für allgemeine Landesvermessungszwecke errichteten trigonometrischen Marksteine häufig durch Anfahren mit dem Pfluge und dergleichen mehr schief gerückt, zum Teil sogar ganz verschwunden oder an Ort und Stelle vergraben oder ausgehoben und an anderer Stelle niedergelegt sind. (…) Es wird deshalb darauf aufmerksam gemacht, daß mit wenigen Ausnahmen alle Marksteine mit einer Schutzfläche umgeben sind, die eine kreisförmige Bodenfläche von 2 Quadratmetern umfaßt (…). Diese Schutzfläche gehört dem Staat und darf weder umpflügt noch sonstwie wirtschaftlich genutzt werden.“ (LW)

12. März: „ Dr. Ludwig Windthorst. 17. Jan. 1811 – 14. März 1891. Drei Jahrzehnte sind nunmehr verflossen, seit einer der größten und verdientesten Männer unserer Heimat, der unvergeßliche Führer und heldenhafte Vorkämpfer der deutschen Katholiken während fast eines Vierteljahrhundertes: der Staatsminister a. D. Reichs- und Landtagsabgeordneter Dr. Ludwig Windthorst seine Augen zum letzten Schlummer schloß.“ (LV)

12. März: „Deutsche Friedensgesellschaft, Ortsgruppe Lingen. Am Sonntag, den 12. März 1921, abends 8 Uhr im Saale der Wilhelmshöhe Oeffentliche Volks-Versammlung. Thema: Londoner Diktat und Arbeiterschaft. Referent: Graf Keßler – Berlin. Bürger und Arbeiter, erscheint recht zahlreich! Der Vorstand“ (LV)

19. März: „ Die Ablieferung der Kadaver der eingegangenen Tiere an die Kadaververwertungsanstalt in Brögbern hat in letzter Zeit ganz erheblich nachgelassen. Die Kreiseingesessenen werden wiederholt ersuch, die Ablieferung der Kadaver in vollem Umfange zu bewirken. Zuwiderhandlungen werden streng bestraft werden.“ (LW)

19. März: „Die am Sonntag stattfindende Volksabstimmung Oberschlesiens entscheidet über das Schicksal Deutschlands. Dem Ernst des Tages entsprechend sollten an diesem Tage alle Tanzlustbarkeiten unterbleiben. Es ist beabsichtigt, Sonntag Mittag auf dem Marktplatze eine entsprechende Kundgebung zu veranstalten.“ (LV)

23. März: „Wiederum wurde ein großer verwegener Raub ausgeführt. In der Nacht vom 18. zum 19. wurde der Pferdehändler Fr. Schillingmann im benachbarten Brockhausen mit vorgehaltenem Revolver gezwungen, 2 maskierten Kerlen den Geldschrank zu öffnen und sein ganzes Baargeld zu verabfolgen.(…) Schillingmann hat auf die Ergreifung derselben eine Belohnung von 10 000 Mark gesetzt.“ (LV)

26. März: „Frauenbildung und Frauenberuf! Das war der Gedanke des Vortragsabends am 22. März. Nachdem Frl. El. Wolbeck, die Versammlung eröffnet hatte, führte der Redner des Abends, Herr Kreisschulrat Egert, seine Zuhörer in das ‚heilige Land‘ der Schule ein. (…) Bei den Mädchen ist die Erziehung zum hausmütterlichen Beruf die Grundforderung; sie darf auch nicht außer Acht gelassen werden bei der beruflichen Ausbildung, die in unserer Zeit für alle Mädchen anzutreten ist.“ (LV)

26. März: „Die (…) Kanal- bezw. Schleusenprojekte wurden endgültig erledigt durch dem Bescheid des Chefs der Dortmund-Emskanalverwaltung vom 24.1.1921, welcher im Schlußsatz lautet: ‚Ein Ausbau an den Kanalschleusen kommt wegen der dadurch unvermeidlichen Benachteiligung der Schiffahrt nicht in Frage.‘ Damit gab es für die Städtischen Kollegien nur eine Möglichkeit, nämlich von dem Kanalprojekte Abstand zu nehmen. (…) Der Entschluß war (…) um so leichter, als von dem Ministerium bereits die Genehmigung zu einer Elektrizitätsanlage am Haneken im Prinzip zugesagt ist.“ (LW)

26. März „ Die polizeilichen Vorschriften über die Beleuchtung von Fuhrwerken sind während der Kriegszeit mit besonderer Milde gehandhabt worden, da die Beschaffung von Beleuchtungsmitteln mit großen Schwierigkeiten verbunden war. Derartige Schwierigkeiten bestehen nun nicht mehr. Die Vorschriften sind genau zu beachten.“ (LW)

26. März: „Wie wohl allgemein bekannt sein dürfte, ist im Oktober vorigen Jahres der ‚Emsländische Pferdezucht- und Rennverein‘ mit dem Hauptsitze in Lingen gegründet worden. Die Stadt Lingen hat in entgegenkommender Weise einen geeigneten Platz auf der öffentlichen Stadtflur als Rennbahn zur Verfügung gestellt. Die Planierungsarbeiten sind soweit gediehen, daß dieselben wohl zum 1. April dieses Jahres vollendet sind. Somit ist der Verein in der Lage, schon im Laufe des Sommers sein erstes Rennen zu veranstalten.“ (LW)

Aus dem Lingener Volksboten (LV) und dem Lingenschen Wochenblatt (LW). Die Zeitungen sind einsehbar im Stadtarchiv Lingen, Baccumer Str. 22, 49808 Lingen (Ems). 



Artikeldatum: 3. März 2021
Fotos v.o.n.u.: Stadtarchiv