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Zeitungschronik – März 2023

3. März: „Am Montag wurde die Gründung einer Begräbniskasse für die kath. Kirchengemeinde der Stadt Lingen vollzogen. (…) Was will die Begräbniskasse? Sie will einem jeden Gemeindemitglied die Möglichkeit geben, für den eintretenden Sterbefall einen großen Teil der Kosten zu sichern.“ (LV)

3. März: „Das Ergebnis der Sammlung für die Ruhrspende bei den Eisenbahn-Werkstättenämtern A/B in Lingen beträgt 821.165 Mark.“ (LW)

8. März: „Zahlreichen Wünschen aus Elternkreisen entsprechend, findet am nächsten Sonntag (…) ein Elternabend im Naveschen Saale statt. Mitwirkende sind der Kinderchor der ev. Schule, die Liedertafel des ev. Arbeiterbildungsvereins, die Knaben- und Mädchenabteilungen der hiesigen Turnvereine. Der gesamte Reinertrag soll der Ruhrspende überwiesen werden.“ (LW)

10. März: „Wucher. Am vergangenen Mittwoch wurde durch die Polizei im hiesigen Schlachthof eine Kuh beschlagnahmt und sofort abgeschlachtet. Der Eigentümer, der Landwirt Bernhard Bunge aus Beesten, hatte einen Preis von 3000 Mk. für 1 Pfd. Lebendgewicht gefordert. Es hätte sich also das Pfund Rindfleisch im Kleinverkauf auf rund 7000 Mk. gestellt. Als dem B. 3000 Mk. für 1 Pfund Schlachtgewicht geboten wurden (der augenblickliche Tagespreis), erklärte er wegwerfend, das sei überhaupt kein Geld. Hoffentlich wird sich die Staatsanwaltschaft dieses Patrioten in liebevoller Weise annehmen.“ (LW)

10. März: „Der Vorstand des Verbandes selbständiger Schuhmacher des Kreises Lingen hat gegen die von uns veröffentlichte Lederpreisermäßigung Stellung begenommen. Das Urteil, ob diese Stellungnahme nötig war oder nicht, überlassen wir dem geehrten Publikum, denn wir haben keineswegs behauptet, daß die Preise des Verbandes zu hoch seien. Bezw. jetzt schon eine Ermäßigung erfahren müßten. (…) Max Cohen & Co. G.m.b.H. Lingen (Ems)“ (LV)

14. März: „Plenarversammlung der städtischen Kollegien. (…) Beteiligung bei der Anstellung eines Archivars. Es wurde beschlossen: Die Stadt Lingen beteiligt sich an der Einrichtung einer Archiv-Ordnungs- und Beratungsstelle der Städtevereinigung des Reg.-Bezirks Osnabrück.“ (LV)

17. März: „Ortsgruppe des Reichsschutzverbandes für Handel und Gewerbe. (…) Der Vorsitzende, Herr Fr. Appelhans (…) gab einen Überblick über die jetzige trostlose Lage im Handel und Gewerbe und schilderte die wenig rosigen Aussichten.“ (LV)

17. März: „Städtische Höhere Mädchenschule. Am 15. März hat unter dem Vorsitz des Herrn Oberstudiendirektors Dr. Gerlach aus Osnabrück die diesjährige Abschlußprüfung stattgefunden. Die 5 Schülerinnen Lotte Berlin, Grete Deeters, Klara Senftleben, Käthe Trosiener und Mathilde Windhoff haben sich der Prüfung unterzogen und sämtlich bestanden. Sie werden in die 1. Klasse eine auswärtigen Lyzeums eintreten. Die Abschlußprüfung wurde in Lingen zum ersten Mal zum Ostertermin 1912 abgehalten. Damals war die Schule von 54 Schülerinnen besucht (jetzt 110 Schülerinnen). Die höhere Mädchenschule in Lingen hat seitdem 58 Schülerinnen zur Reife für die 1. Klasse eines Lyzeums geführt. (…) 48 sind in die 1. Klasse eines Lyzeums eingetreten. (…). Es darf betont werden, daß sämtliche Schülerinnen (…) dort nach einem Jahre das Reifezeugnis erlangt haben, das bekanntlich den Weg zur Ausbildung für alle Frauenberufe öffnet. Die wissenschaftliche Reife zur Anstellung als Lehrerin (…) ist, soweit uns bekannt, von 12 früheren Schülerinnen erreicht worden, und eine stattliche Anzahl arbeitet schon in verschiedenen Frauenberufen.“ (LV)

21. März: „Gestern nachmittag fand in der hiesigen schön dekorierten Synagoge eine (…) Gedenkfeier statt. Unter Anteilnahme der ganzen israelitischen Gemeinde, der Nachbargemeinden und Vertretern der Behörden wurde die von der israelitischen Gemeinde zu Ehren ihrer vier im Weltkriege gefallenen Mitglieder Alfred Cohen, Hermann Hanauer, Eduard Hanauer und Max Markreich gestiftete Gedenktafel feierlich enthüllt.“ (LV)

21. März: „In letzter Nacht sind hier von der Hauptwerkstätte ca. 5 Zentner Weißmetall-Platten und mehrere Stück Kreuzkopf-Gleitschuhe im Werte von über 8 Millionen entwendet worden. Die polizeilichen Ermittelungen haben zur Festnahme der Täter geführt. Das gestohlene Gut konnte restlos wieder herbeigeschafft werden.“ (LV)

24. März: „Geschenk für das Bonifatiushospital. Lingener Mädchen, die sich in Amsterdam in Stellung befinden, haben dort unter sich eine Sammlung zum Besten unseres notleidenden Krankenhauses veranstaltet. Ein Betrag von 24,50 Gulden ist heute überwiesen worden.“ (LV)

28. März: „Plenarversammlung der städtischen Kollegien. (…) Beratung über die bautätigkeit des Jahres 1923. Hierüber entspann sich eine längere lebhafte Debatte, in welcher das große Wohnungselend (z.Zt. befinden sich in Lingen noch über 400 Wohnungssuchende) eingehend erörtert wurde. (…) Anschließend gab der Bürgermeister noch Aufschluß über den derzeitigen Stand des zu errichtenden Kraftwerkes, da in letzter Zeit Gerüchte in Umlauf gesetzt wurden, welche die Ausführbarkeit des Projekts in Frage stellten. Die Vorarbeiten sind im besten Gange, die Konzession zur Ausnutzung der Wasserkräfte am Haneken dürfte in den nächsten Tagen erteilt werden. Um aber die Stadt bis zum Herbst bestimmt mit elektrischer Energie versorgen zu können, ist zunächst die Stromversorgung aus einer bereits bestehenden Zentrale, welche nach dem Ausbau des Hanekenwerkes auch als Reserve dienen könnte, ins Auge gefaßt.“ (LV)

31. März: „Bürgermeister Gilles (gab) etwa folgende Erklärung ab: ‚(…) Herr B.-V. Kerckhoff hat gegen Dritte die Worte gesprochen: ‚Das ist alles Schwindel, Lug und Trug, das Hanekenwerk wird nie gebaut.‘‘ (Kerckhoff ruft dazwischen: ‚Das habe ich garnicht gesagt!‘) Bürgermeister Gilles: ‚Mein Gewährsmann ist bereit es eidlich zu erhärten.‘ (Große Unruhe im Kolleg. Rufe, rausschmeißen den Kerl, ertönen.) (…) Bürgervorsteher Kerckhoff sucht sich in seiner Antwort zu rechtfertigen und wird von Bürgermeister Gilles, den er absichtlicherweise als den Vorsitzenden des Magistrats bezeichnet, unterbrochen mit den Worten: ‚Ich verbitte mir solche Ausdrücke. Ich bin für Sie entweder der Bürgermeister oder der Vorsitzende der städt. Kollegien.‘ (Wieder große Unruhe im Kollegium). Bürgervorsteher Bergmann fragt an, ob es denn gar keine mittel gäbe, Kerckhoff das Handwerk zu legen. – Hierauf vertrauliche Sitzung.“ (LW)

28. März: „Am 22. ds. Mts. erhielten wir die traurige Gewissheit, dass unser innigst geliebter einziger Sohn, Bruder und Enkel, der U. Masch. Anw. Hans Utecht am 11. April 1918 beim Untergang des ‚U-Bootes‘ im englischen Kanal von Dover sein Seemannsgrab gefunden hat. (…) Hanekenfähr, den 23. März 1923.“ (LV)

31. März: „Kleinbesitzer wünscht Ruhrkind aufzunehmen und bittet um billigste Ueberlassung eines Bettes.“ (LV)

Aus dem Lingener Volksboten (LV) und dem Lingenschen Wochenblatt (LW). Die Zeitungen sind einsehbar im Stadtarchiv Lingen, Baccumer Str. 22, 49808 Lingen (Ems). www.stadtarchiv-lingen.de 



Artikeldatum: 2. March 2023
Fotos v.o.n.u.: © Stadtarchiv Lingen