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Zeitungschronik – Februar 1922

1. Feb.: „Arbeiter-Entlassungen im Eisenbahnbetriebe. Das Reichsverkehrsministerium hat eine Verfügung herausgegeben, wonach im Bereich der deutschen Reichsbahn (…) bis zum 31. März 1922 20.000 Arbeiter entlassen sein müssen. (…) Von den 20.000 zu entlassenden Arbeitern fallen 5000 auf die Werkstätten.“ (LV)

1. Feb.: „Der drohender Eisenbahnbeamtenstreik. (…) Bekanntlich hat der Vorstand der Reichsgewerkschaft Deutscher Eisenbahnbeamten und -Anwärter der Regierung (…) mit dem Streik gedroht.“ (LV)

2. Feb.: „Versammlung der Elektrizitätserzeuger im Kreise Lingen. (…) Recht scharfe Worte wurden auch bei Erwähnung des geplanten elektrischen Kraftwerkes (Hanekenfähr) Stadt und Kreis Lingen gebraucht. Seit zwei Jahren werde projektiert, würden große Summen verausgabt, ohne daß man zu einem greifbaren Ergebnis komme. (…) Die Meinung kam zum Ausdruck, daß aus der ganzen Sache nichts würde.“ (LW)

4. Feb.: „In der am 31. Januar stattgefundenen Aufsichtsratsitzung der Kleinbahn Lingen-Berge-Quakenbrück wurde vom Vorstand die schlechte wirtschaftliche Lage der Bahn dargelegt, in der die Bahn namentlich durch die im Oktober-Dezember eingetretene große Teuerung geraten ist. Die Kohlenpreise sind um das 40fache, die Ölpreise um das 80fache des Friedenspreises gestiegen. Es wurde beschlossen, die Personentarife am 10. Februar um durchschnittlich 25% zu erhöhen.“ (LV)

4. Feb.: „In eigener Sache haben wir uns noch mit einigen Angriffen gegen unser Blatt in der gestrigen Versammlung (betr. Eisenbahnerstreik) zu beschäftigen. (…) (Eine) Behauptung spricht von der verfluchten bürgerlichen Presse, welche das Bürgertum gegen die Streikenden beeinflusse. (…) Warum, so fragen wir, brachte man nicht einen Gegenartikel? (…) Außerdem ist es ein Zeichen geistiger Armut, auf das Lokalblatt, dessen Stellung zwischen den Parteien wirklich nicht beneidenswert ist, solch‘ blöde Angriffe zu richten.“ (LW)

8. Feb.: „Lingen. (…) Der Eisenbahnerstreik ist beendet.“ (LV)

8. Feb.: „Graf Wilderich von Galen, der Bruder des verstorbenen Weihbischofs Grafen Max von Galen, ist in Münster nach kurzer Krankheit (…) gestorben. Am 6. November 1835 als vierter Sohn des Erbkämmerers Grafen Mathias von Galen und seiner Gemahlin Anna, Freiin von Ketteler, der Schwester des großen Mainzer Bischofs, geboren, absolvierte er das Gymnasium zu Paderborn und trat 1857 beim Westfälischen Kürassierregiment in Münster ein. Im Jahre 1861 begleitete er seinen Vater zur Krönung König Wilhelmsnach I. nach Königsberg. (…) Im Frühjahr 1869 verabschiedete er sich aus preußischen Diensten und trat mit mehreren Standesgenossen als einfacher Zuave in die päpstliche Armee ein. (…) Bei der Eröffnung des Vatikanischen Konzils am 8. Dezember 1869 tat er als Malteser-Ritter im Vatikan Dienst. Als der deutsch-französische Krieg ausbrach, kehrte er in die Heimat zurück. (…) Am 19. Mai 1874 vermählte er sich mit Antonia Reichsfreiin von Weichs zur Wenne. Dieser Ehe entsprossen neun Kinder. (…) 1878 schied er aus dem Militärdienste aus und wohnte vorübergehend auf dem Hause Gottendorf und dann bis 1912 auf seinem Gute Beversundern im Kreis Lingen. Bei Einführung der neuen Kreisordnung wurde er in den Kreistag und Kreisausschuß gewählt, denen er (…) bis 1912 angehörte. Dann siedelte er nach Münster (…) über.“ (LV)

9. Feb.: „Es ist in letzter Zeit häufig vorgekommen, daß die Plakate von den Anschlagsäulen kurz nach dem Ankleben von unbefugter Seite mutwillig wieder abgerissen worden sind. (…) Der Magistrat“ (LW)

18. Feb.: „Am Freitag (…) spricht bei Heskamp der bekannte Berliner Astronom und Schriftsteller Bruno Bürgel über ‚Aufbau der Sternenwelt und das Werden und Vergehen der Welten‘. (…) Zugleich teilen wir mit, daß der infolge des Streiks ausgefallene Vortrag des Herrn Musikdirektors Hallwachs-Cassel ‚Wie hört man Musik?‘ im April nachgeholt wird.“ (LW)

18. Feb.: „Einzelne Interessenten im Kreise und in der Stadt suchen zur Erreichung ihrer persönlichen Vorteile durch Angriffe auf den Kraftwerkausschuß und auf das geplante Kraftwerk bei Hanekenfähr die Öffentlichkeit durch unwahre Behauptungen zu beeinflussen, und das umsomehr, je näher wir der Ausführung des Werkes kommen. (…) Die Ausnutzung der Wasserkräfte ist ein Gebot der Kohlennot und unserer wirtschaftlicher Verhältnisse. (…) Der Vorsitzende des Kraftwerksausschusses. Pantenburg, Landrat“ (LW)

25. Feb.: „Die frühere Stöve’sche Apotheke mit Nebenhäusern und anschließendem 7029 qm großen Garten wurde von der Stadt für 275 000 Mark erworben. Einstweilen soll dies Gebäude Wohnungszwecken dienen. Auch die Windhoff’sche Besitzung (früher Schlikkersche Hütte) an der Bahn, Kokenmühle gegenüber belegen, ging mit allen Gebäuden für 1 Million Mark in den Besitz der Stadt über. (…) Wie wir hören, eignet sich (…) das große Gebäude (frühere Technikum und Bezirkskommando) sehr gut zu Schulzwecken. (…) Der freie Platz würde sich evtl. als Marktplatz eignen, und würden die jetzt in der Stadt verstreut liegenden Schweine-, Rindvieh- u. Pferdemärkte dort zentralisiert werden können.“ (LV)

25. Feb.: „Ein schwerer Unfall, der leider ein Menschleben forderte, ereignete sich am Donnerstag beim Neubau der kath. Kirche im benachbarten Biene. Eine schon fast fertiggstellte Giebelwand stürzte plötzlich in sich zusammen. Ein aus Meppen gebürtiger Arbeiter stürzte in das Innere der Kirche und war nach wenigen Minuten, vermutlich infolge Schädelbruchs, tot. Der noch höher im Gerüst stehende Bauarbeiter S. jun. fiel mit den Massen senkrecht abwärts. Er konnte, bis an den Leib im Geröll verschüttet, mit einem schweren Oberschenkelbruch lebend geborgen werden.“ (LW)

25. Feb.: „Das Ende des Notgeldes. Auf Grund eines Erlasses des Ministers für Handel und Gewerbe hat der Herr Regierungspräsident Osnabrück die Einziehung des Lingener Notgeldes bis spätestens zum 1. April 1922 verfügt. (…) Es kann nur dringend empfohlen werden, einige gut erhaltene Stücke der Gutscheine zurückzuhalten, für unsere Nachkommen werden dieselben noch einmal als Andenken an diese schwere Zeit wertvoll werden.“ (LW)

Aus dem Lingener Volksboten (LV) und dem Lingenschen Wochenblatt (LW). Die Zeitungen sind einsehbar im Stadtarchiv Lingen, Baccumer Str. 22, 49808 Lingen (Ems). www.stadtarchiv-lingen.de

 



Artikeldatum: 1. February 2022
Fotos v.o.n.u.: k.A.