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Zeitungschronik – Dezember 1925

1. Dez.: „Die vorgestrigen Kommunalwahlen gingen auch hier wie in ganz Preußen unter sehr geringer Wahl-beteiligung vor sich. Die Beteiligung schwankt im Staate zwischen 21 - 55 Prozent, sodaß fast alle Parteien im Durchschnitt einen Stimmenrückgang von 40-50 Prozent gegen die Land- und Reichstagswahlen im Dezember 1924 zu verzeichnen haben.“ (LV u. LW)

1. Dez.: „Am Herzschlag durch einen sanften Tod verschieden ist am letzten Totensonntag, den 22. ds. Mts., der  frühere Leiter des Andreanums in Hildesheim, Oberstudiendirektor Geheimrat Dr. Zimmermann. Der Entschlafene wirkte vor etwa 40 bis 45 Jahren als junger Lehrer am Gymnasium zu Lingen. (…) Als Freund der Turnerei brachte er damals das Turnwesen in Lingen zu einer hohen Blüte. Später war Z. dann als Direktor am Gymnasium in Wilhelmshaven tätig. Von dort wurde er an das Andreanum in Hildesheim berufen, woselbst er bis vor einigen Jahren eine erfolg- und segensreiche Tätigkeit ausübte. (…).“ (LV u. LW)

15. Dez.: „(…). Am Freitag nachmittag weilte hier als Vertreter des Bezirks-Ausschusses Osnabrück Herr Oberregierungsrat von Gal mit einem Obersekretär, um gemeinschaftlich mit den städtischen Kollegien die für den Zentralviehmarkt in Frage stehenden Plätze zu besichtigen. Bekanntlich besteht in dieser Frage zwischen den Kollegien ein Differenzbeschluß, der auch in den Einigungsverhandlungen nicht behoben wurde. Nach Besichtigung der 3 Plätze (Hüttenplatz, Hafengelände und Bleiche) fand im Rathaussaale eine Besprechung statt, in welcher das für und wider eingehend erörtert wurde. Der Bezirksausschuß wird sich schon in allernächster Zeit mit der Angelegenheit befassen. Demselben steht nun die Befugnis zu, entweder die Sache auf sich beruhen, d. h. den Differenzbeschluß bestehen zu lassen, oder definitiv zu entscheiden. In Anbetracht der Geldnot und jetzigen wirtschaftlichen Kalamität von Handel und Gewerbe wäre es wohl das Beste, wenn die Herrichtung des Platzes, die doch bedeutende Geldmittel erfordert, nach 1-2 Jahre hinausgeschoben würde. In dieser Zeit kann und wird sich voraussichtlich manches ändern.“ (LV)  

15. Dez.: „Das Ergebnis der letzten Viehzählung (1. Dezember 1925) in der Stadt Lingen ist folgendes: 127 Pferde, 9 Maulesel, 1 Esel, 160 Stück Rindvieh, 43 Schafe, 1377 Schweine, 661 Ziegen, 480 Kaninchen, 63 Gänse, 149 Enten, 8066 Hühner, 39 Trut- und Perlhühner und 183 Bienenstöcke.“ (LV)

17. Dez.: „Plenarversammlung. (…) Stellungnahme zum Erlaß einer Polizeiverordnung betr. das Befahren des Gasthausdammes. Der vom Magistrat vorgelegten Verordnung, welche das Befahren des Gasthaus-dammes vom Haupteingange des Kirchhofes bis zur Weidestraße mit Fahrrädern, Handwagen etc. verbietet, wurde zugestimmt.“ (LV u. LW)

17. Dez.: „Plenarversammlung. (…) Antrag des Verwaltungsausschusses des städtischen Gas- und Wasser-werkes über die Erhöhung des Wassergeldes. Mit den vorhandenen beiden Pumpen konnte im Sommer dieses Jahres der Wasserbedarf der Stadt kaum gedeckt werden und ist nach Ansicht des Ausschusses in Bälde die Neuanlage eines weiteren Brunnens und einer Hebeleitung unbedingt erforderlich. Die Kosten betragen ca. 20.000 RM. Um diese Unkosten finanzieren zu können, beantragte der Ausschuß, das Wassergeld von 20 auf 25 Pfg. pro Kubikmeter ab 1. Januar 1926 zu erhöhen. (…).“ (LV)

24. Dez.: „Vorsicht bei der Aufstellung von Weihnachtsbäumen. Ein deutsches Weihnachtsfest ohne Weihnachtsbaum ist fast nicht denkbar. Vorsicht muß jedoch bei der Aufstellung von Weihnachtsbäumen obwalten, weil bei unvorsichtiger Aufstellung leicht ein Brand entstehen kann. Es empfiehlt sich daher, die nachstehend aufgeführten Richtlinien genau zu beachten; 1. Der Weihnachtsbaum soll einen schweren, festen Fuß haben, damit ein Umfallen vermieden wird. 2. Man vermeide Unterlagen aus Teppichen, Tüchern und Papier. 3. Man stelle den Weihnachtsbaum frei im Zimmer auf, von Gardinen und Türvorhängen soweit entfernt, daß Zugluft diese den Kerzen nicht nahebringen kann. 4. Die Kerzen müssen haltbar befestigt sein. 5. Man vermeide möglichst jeden Papier- und Celleloidschmuck. Auf keinen Fall darf solcher Schmuck in der Nähe einer Kerze oder gar darüber angebracht werden. 6. Auf die Anwendung der sogenannten Wunderkerzen, die durchaus nicht so ungefährlich sind, wie gesagt wird, verzichte man lieber ganz. 7. Die Kerzen des Baumes zünde man in der Reihenfolge von oben nach unten an, da man bei der umgekehrten Reihenfolge seine Kleider und sich selbst in Feuersgefahr bringt. 8. Die Kerzen eines trockenen und daher besonders feuergefährlichen Tannenbaumes zünde man nicht mehr an. – Bei Beachtung dieser Richtlinien, die der Ausgestaltung des Weihnachtsfestes nicht den geringsten Abbruch tun, dürften viele Brände zu vermeiden sein.“ (LV)

30. Dez.: „Montag fand im Hotel Nave in Lingen eine sehr gut besuchte Versammlung statt, in welcher die Gründung eines Jagdschutzvereins für den Kreis Lingen beschlossen wurde. Etwa 40 Herren erklärten sofort ihren Beitritt. Als 1. Vorsitzender des Vereins wurde Landrat Dr. Pantenburg, Lingen, gewählt. Die Ziele des Vereins sind Schutz und Hebung des Wildstandes, sowie überhaupt die Förderung des waidgerechten Jagens. Für die Anzeige von Wilddieben, namentlich Schlingenstellern, setzt der Verein Geld und Ehrenpreise aus. Da nur ein allgemeiner Zusammenschluß aller waidgerechten Jäger zum Ziele führen kann, so bittet der Verein um Beitrittserklärungen an Dr. Stöve, Lingen, Markt 1.“ (LV u. LW)

30. Dez.: „Aufhebung des Visumzwanges mit Holland ab 1. Februar. Nachdem zuerst der Visumzwang mit dem deutschen Bruderlande Österreich vor einigen Monaten beseitigt werden konnte, wird nunmehr auch erfreulicherweise das Visum zwischen Deutschland und Holland fallen. Die gegenseitige Aufhebung des Sichtvermerkszwanges für deutsche Reichsangehörige und niederländische Staatsangehörige und die Erleichterungen im beiderseitigen kleinen Grenzverkehr sind für den 1. Februar 1926 in Aussicht genommen.“ (LV)

Aus dem Lingener Volksboten (LV) und dem Lingenschen Wochenblatt (LW). Die Zeitungen sind einsehbar im Stadtarchiv Lingen, Baccumer Str. 22, 49808 Lingen (Ems). www.stadtarchiv-lingen.de



Artikeldatum: 2. Dezember 2025
Fotos v.o.n.u.: © Stadtarchiv Lingen