2. Aug.: „(…). Die am 11. März 1923 aus Oberhausen ausgewiesene Schutzpolizei wurde am 14. Nov. des gleichen Jahres in einer Stärke von 45 Mann nach hier verlegt. Nachdem nun die Räumung des Ruhrgebietes erfolgte, kehrt sie am Dienstag den 4. August, wieder an ihren alten Standort zurück. Die Angehörigen des Kommandos haben bereits vorgestern von ihren hiesigen Freunden und Bekannten Abschied genommen. In der kleinen, auf der Wilhelmshöhe veranstalteten Abschieds-feier, waren auch Vertreter des Magistrats und von Handel und Gewerbe erschienen. (…)“ (LV u. LW)
2. Aug.: „Dem Heseper Torfwerk GmbH in Meppen wurde das Recht verliehen, das zum Bau einer 60000 Volt-Leitung vom Kraftwerk Groß-Hesepe nach Nordhorn und einer 20 000 Volt-Leitung vom Kraftwerk Groß-Hesepe nach dem Moorbesitze der Gesellschaft bei Groß-Hesepe erforderliche, in den Kreisen Meppen und Bentheim belegene Grundeigentum im Wege der Enteignung zu erwerben aber, soweit dies ausreicht, mit einer dauernden Beschränkung zu belasten. Das dem Heseper Torfwerk verliehene Eigentumsrecht wurde nun auch auf das im Kreise Lingen gelegene Grundeigentum ausgedehnt, soweit es zum Bau der 60000 Volt-Leitung vom Kraftwerk Hesepe nach Nordhorn erforderlich ist.“ (LV)
6. Aug.: „Nachdem das Oberhauser Kommando der Schutzpolizei am Sonntag wieder nach Oberhausen abgefahren ist, hat die Regierung von Osnabrück uns 2 Schupo-Beamte überwiesen, die inzwischen hier eingetroffen sind.“ (LV)
13. Aug.: „Lingen, 12. August. Gestern Abend fand auf der Wilhelmshöhe die diesjährige Verfassungsfeier statt. Nach kurzen Einleitungs- und Begrüßungsworten des Herrn Bürgermeister Gilles, welcher die beiden zur Versammlung erschienenen Landtags-abgeordneten Oberregierungsrat Blank und Wachhorst de Wente ganz besonders herzlich willkommen hieß, da beide schon so oft die Interessen der Stadt vertreten haben, ergriff Herr Oberregierungsrat Blank das Wort zu folgender Festrede: “Zum 6. Male jährt sich heute der Tag, an dem das deutsche Volk sich in Weimar das neue Grundgesetz seines staatlichen Lebens, die demokratisch-republikanische Reichsverfassung gegeben hat. Das deutsche Volk hat damit den Versuch unternommen, seine Fähigkeit zu beweisen, sich selbst zu regieren. (…). Die Weimarer Verfassung ist ein großes nationales Werk, entstanden aus dem Pflichtgefühl und Staatsbewußtsein der damaligen Regierungsparteien (…).“ Landtagsabgeordneter Wachhorst de Went ergriff hierauf das Wort. Redner unterstrich noch einmal in kurzen Umrissen die Worte des Vorredners. Auch er erinnerte an die Schreckenstage von 1918 und die damalige Angst vor dem drohenden Gespenst des Bolchewismus. In der höchsten Not habe die Mehrheit der Volksvertreter in der Nationalversammlung das Volk und Vaterland durch die Verfassung gerettet. Viele hätten Konzessionen machen müssen, sie hätten es aber getan aus Liebe zum Volke. Er wieß hin auf die unleugbaren Verdienste der Gewerkschaften, die immer wieder energisch die Forderung erhoben hätten, daß die Mehrheit des Volkes über das fernere Schicksal entscheiden solle und müsse. (…). Bürgermeister Gilles sprach den beiden Rednern den Dank der Versammlung aus. Musikvorträge der Claaßen’schen Kapelle, gesangliche Darbietungen des Gesangvereins, des Arbeiterbildungsvereins, des Pfarr-Cäcilienchores der kathol. Kirche wechselten in bunter Folge. (…).“ (LV u. LW)
13. Aug.: „Am 10. August wurde von der Ortsgruppe Lingen in Salzbergen eine Ortsgruppe des Stahlhelm B.d. F. gegründet, welcher eine Anzahl Kameraden sogleich beitrat. Weitere Gründungen im Kreise Lingen stehen bevor.“ (LV u. LW)
13. Aug.: „Der Hermannnslauf der deutschen Turnerschaft, diese gewaltig große Kundgebung anläßlich der vor 50 Jahren erfolgten
Einweihung des Hermannsdenkmals, berührt bekanntlich auch die hiesige Gegend. Da ein Hauptlauf für unseren Bezirk nicht in Frage kam, beschloß der Westverband seinerseits einen Nebenlauf zu besetzen, der in Bramsche auf den von Borkum kommenden Hauptlauf Nr. 1 stößt. Der Ablauf erfolgt direkt von der holl. Grenze und zwar vom Lager Grenzpfahl, von hier aus führt der Weg über Neuenhaus, Nordhorn nach Lingen. Die Lingener übernehmen die Urkunde am Sonnabend, den 15. August 12.15 Uhr nachts an der Drehbrücke und bringen sie dann nach Freren, wo sie um 1 Uhr eintreffen muß um rechtzeitig von den Frerener Turnern weitergeleitet werden zu können. (…).“ (LV u. LW)
15. Aug.: „Die Vereinigten Elektrizitätswerke Westfalen mit dem Sitze in Bochum hatten bekanntlich den Bau der Hochspannungsleitung bis zur Stadt Lingen am 1. Juli ds. Js. fertiggestellt. Nachdem die Hochspannungsbauten geraume Zeit geruht haben, sind dieselben wieder aufgenommen worden, und zwar soll jetzt die Hochspannungsleitung von Hummeldorf aus über die Ems nach der Bauerschaft Holsten und weiter zum östlichen Teile des Kreises gebaut werden. Nunmehr wird man auch die Ortschaften, die an der Hochspannungsleitung Rheine-Lingen liegen, mit dieser verbinden.“ (LV)
18. Aug.: „(…). In der letzten Nummer d. Ztg. ist die Frage der Sonntagsfahrkarten angeschnitten. Gegenüber anderen Orten ist Lingen wirklich sehr stiefmütterlich behandelt. Es gibt nur Sonntagskarten nach Bentheim, die dazu auch nur für Personenzüge gelten, nicht für Eilzüge. Daher ist es für Lingen vollständig ausgeschlossen, einen Nachmittagsausflug aus Sonntagskarten nach Bentheim zu unternehmen. Man muß schon morgens früh um 7 Uhr fahren, denn der Zug 10.50 ab Lingen kommt kaum in Frage, weil man dann das Vergnügen hat, 3 Stunden in Salzbergen auf Anschluß zu warten. (…). Andere Orte in der näheren und weiteren Umgebung sind viel günstiger gestellt. So z. B. werden in Salzbergen Karten ausgegeben nach Bentheim, Rheine und Münster, von dem kleinen Freren sogar nach vier Stationen, nach Fürstenau, Rheine, Bentheim und Ibbenbüren; von Papenburg nach Emden, Borkum und Norderney. Es muß daher unbedingt verlangt werden, daß auch von Lingen nach mehreren Orten Karten ausgegeben werden, außer Bentheim kommen als Zielorte mindestens die in letzter Nummer angeführten Orte: Rheine, Ibbenbüren, Osnabrück und Münster in Frage. Wir hoffen gern, daß die Reichsbahndirektion Münster unseren Wünschen in dieser Hinsicht nunmehr gerecht werden wird.“ (LV)
22. Aug.: „(…). Am 29. und 30. August ds. Js. begeht die hiesige Ortsgruppe des Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten, den ersten Emsländischen Stahlhelmtag in unserer Stadt. (…).“ (LV u. LW)
27. Aug.: „Elektrizitätsversorgung der Stadt Lingen. Laut Beschluß der gestrigen Plenarversammlung der städtischen Kollegien wurde die Kraftwerk Emsland GmbH an die Vereinigten Elektrizitätswerke Westfalen GmbH in Dortmund übereignet. Die Westfalen übernimmt die Emsland mit allen Aktiven und Passiven gegen Zahlung der Geschäftsanteile an die bisherigen Gesellschafter der Emsland, sodaß also an die Stadt ein Betrag von 5300 Mk. ausgezahlt werden muß. Westfalen hat sich verpflichtet, die ganze Stadt Lingen auf ihre Kosten bis zu den Hausanschlüssen mit elektrischer Leitung zu versehen und die Strombelieferung durchzuführen. Die bisher in der Stadt von der Emsland hergestellten Anschlüsse werden von Westfalen ohne weiteres übernommen. Damit dürfte die Elektrizitätsfrage, welche die Gemüter schon jahrelang erregt und bewegt hat, zu aller Zufriedenheit gelöst sein.“ (LV)
Aus dem Lingener Volksboten (LV) und dem Lingenschen Wochenblatt (LW). Die Zeitungen sind einsehbar im Stadtarchiv Lingen, Baccumer Str. 22, 49808 Lingen (Ems). www.stadtarchiv-lingen.de