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Zeitungschronik – August 1921

Zeitungschronik - Lingen vor 100 Jahren - August 1921

2. Aug.: „Ueber den ungeheuren Torflagerbrand der Verhoeven’schen Torfstreufabriken am alten Hafen, der noch heute brennt und wahrscheinlich bis Ende dieser Woche der Ablöschung bedarf (…) geht uns folgende Darstellung zu. (…) Der (…) sturmartige Westwind machte alle Rettungsversuche (…) zunichte. Hatte man einen brennenden Ballen herabgesetzt, so setzte der Sturm durch das umherfliegende pulvertrockene Material sofort mindestens 20 Ballen in Brand.“ (LW)

3. Aug.: „Sonnabend Mittag wurde unser neuer Bürgermeister Herr Gilles durch Herrn Oberregierungsrat Dr. Schmieder, Osnabrück, in Vertretung des Herrn Regierungs-Präsidenten feierlich in sein Amt eingeführt. (…) Schmieder (…) führte aus: (…) Die Stadt Lingen habe sich sehr günstig entwickelt, Handel und Industrie seien im Aufstieg begriffen. Ein gutes Zeichen ist es für die Stadt, daß sie fast gar keine Erwerbslosenunterstützung habe zahlen brauchen. Unendlich viel habe die Stadt zur Hebung der Wohnungsnot getan. (…) Große und schwere Aufgaben, besonders finanzieller Art, seien aber noch zu überfüllen. (…) Bürgermeister Gilles (…) bat, dem Reg.-Präsidenten seinen tiefgefühltesten Dank übermitteln zu wollen. (…) Bei der Einführung eines neuen Bürgermeisters erwarte man von demselben gewöhnlich die Aufstellung eines Programmes, in welchem er die Richtlinien für seine demnächstige Tätigkeit festlege. Ein solches Programm lasse sich aber in der heutigen Zeit nicht aufstellen, sondern werde gerade durch die Zeit selbst aufgestellt und bedingt. Seine Hauptaufgabe solle sein, die Stadt in geordnete finanzielle Verhältnisse zu bringen, auf die Behebung der Wohnungsnot (…) solle sein ganzes Können demnächst eingestellt sein.“ (LV)

3. Aug.: „Die Herren Brockhausen und Schillingmann in Brockhausen haben sich auf ihren Höfen von Herrn Wolters, Lingen, eine elektrische Anlage schaffen lassen, durch die es möglich ist, zu jeder Zeit bei Einbrüchen u.s.w. einander zur Hilfe zu rufen.“ (LV)

6. Aug.: „82 Kinder aus dem Saargebiete haben 8 Wochen lang freundliche Aufnahme in unserer Pfarrgemeinde gefunden. Ausgezeichnet haben sie sich in der gesunden Luft und bei der kräftigen Kost erholt. (…) Am Dienstag (…) treten die Kinder die Rückreise an. (…) Da die Reise 24 Stunden dauert, werden die Gastgeber gebeten, den Kindern einige Butterbrote und eine Flasche mit Kaffee mitzugeben.“ (LV)

6. Aug.: „Die Clusorther Mühlengenossenschaft Clusorth bei Bawinkel will ihre daselbst belegene Windmühle verbunden mit Dampfbetrieb am Sonnabend, 20. August 1921 (…) öffentlich meistbietend zum Verkauf aussetzen. Die Mühle liegt in der Nähe der Kleinbahnstation Plankorth, ist sehr gut erhalten, hat 2 Mahlgänge, besitzt einen großen Kundenkreis und steht auf einem 2 Morgen großen Grundstück, welches mit verkauft werden soll.“ (LV)

10. Aug.: „Der Magistrat hat, einem lange gehegten Wunsche entsprechend, eine Geschäftsordnung entworfen. (…) Da (…) Bedenken geäußert wurden, ob der für das Elektrizitätswerk angekaufte Generator ordnungsgemäß gelagert sei, so hat der Magistrat denselben durch 2 Sachverständige untersuchen lassen. Das Urteil derselben lautete dahin, daß der Generator zwar etwas verstaubt, ein Minderwert durch schlechte Lagerung aber nicht entstanden sei. (…) Dem Verkauf des Pumpenkolks zu 1659 Mk. an Kfm. O. Grefe und Diätar Fr. Jörges wurde zugestimmt unter der Bedingung, daß die Käufer sich verpflichten, für den Pumpenkolk eine direkte Entwässerung nach der Ems anzulegen und zu unterhalten. (…) Außerhalb der Tagesordnung wurde eine von 12 Bürgervorstehern unterschriebene schriftliche Anfrage an den Magistrat gerichtet mit folgendem Wortlaut: Was gedenkt der Magistrat zu tun, um dem Unwesen der Animierkneipen in Lingen (entgegen) zu steuern.“ (LV)

10. Aug.: „Mit Ablauf dieser Woche wird die städtische Verkaufsstelle aufgehoben.“ (LV)

10. Aug.: „Die Firma Theodor Lewald in Hanekenfähr beabsichtigt, auf ihrem Fabrikgrundstück in Hanekenfähr einen Friktions- und einen Blattfederhammer zu errichten.“ (LV)

17. Aug.: „15. Stiftungsfest des kath. Arbeitervereins Lingen. (…) Generalsekretär Verbandspräses Kleine-Nathland (…) schildert die besonderen und wichtigen Aufgaben der kathl. Arbeitervereine in der Jetztzeit, die nur sie und nicht die Gewerkschaften lösen können. Ihre Aufgabe ist der Kampf um den Geist, der in der deutschen Arbeiterbewegung herrschen soll, (…) der Geist des ungläubichen Materialismus oder der Geist des christl. Glaubens. (…) Es muß wieder (…) der Arbeiter in die Volksgemeinschaft eingegliedert werden. Diese Aufgaben können nicht Sozialismus und Kommunismus lösen wegen des Mangels einer festgefügten Weltanschauung, sondern nur das Christentum.“ (LV)

17. Aug.: „Am Sonntag (…) ertönte wiederum die Brandglocke. Der weithin bekannte Böhmerhof stand in Flammen. (…) Das ganze Anwesen brannte bis auf die Grundmauern nieder.“ (LV)

17. Aug.: „Im Juni 1911 (fanden sich) 17 Männer, die den Gedanken der Enthaltsamkeit von alkoholischen Getränken erfaßten und eine Ortsgruppe des Kreuzbündnis bildeten, teils um sich selbst aus dem Alkoholelend herauszuhelfen. (…) Im Februar 1912 kam der Franziskanervater Elpidius nach hier, um für das Kreuzbündnis zu werben. (…) Die Mitgliederzahl stieg auf 450. Ein Teil der neuen Mitglieder gab leider (…) die Beteiligung an der Abstinenz wieder auf. (…) Durch die Kriegsjahre hat das Kreuzbündnis stark gelitten (…), weil durch den fast gänzlich verschwundenen Alkohol (…) das Alkoholelend fast ganz verschwand. (…) Heute ist die Zahl der Mitglieder 110.“ (LV)

27. Aug.: „Die Veranstaltungen aus Anlaß des Jubiläums des Kreuzbündnis sind gut verlaufen. (…) 200 Neuanmeldungen (…) ist ein großer Erfolg, der in unserer genußsüchtigen Zeit nicht hoch genug bewertet werden kann.“ (LV)

27. Aug.: „Lingener Lichtspielhaus. (…) Spielplan für Verwöhnte! Der hervorragende Filmroman Satanas! Prickelnde Szenen.“ (LW)

27. Aug.: „Aus tiefster Not rufen Oberschlesiens Söhne und Töchter um Hilfe. (…) Mord und Raub, Brand und Verwüstung kennzeichnen die polnische Gewaltherrschaft. (…) Ein hier gebildeter Ehrenausschuß des Oberschlesien-Hilfswerks hat daher beschlossen, (…) für die Stadt Lingen einen Opfertag (…) zu veranstalten.“ (LW)

31. Aug.: „In Lingen (ist) im Hause unter den Linden 13 (…) eine Beratungsstelle für Geschlechtskranke eingerichtet. (…) Verschwiegenheit wird zugesichert.“ (LV)

Aus dem Lingener Volksboten (LV) und dem Lingenschen Wochenblatt (LW). Die Zeitungen sind einsehbar im Stadtarchiv Lingen, Baccumer Str. 22, 49808 Lingen (Ems). www.stadtarchiv-lingen.de



Artikeldatum: 3. August 2021
Fotos v.o.n.u.: Stadtarchiv