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Archivalie – März 2016

Die Große Straße, Teil 3

Blick in die Große Straße um 1890. Rechts vorne das Eckhaus Nr. 22, damals Möbelhandlung E. Schröder

Das letzte Haus der Großen Straße (Nr. 23) ist ein Eckhaus und grenzt zugleich an die Kivelingsstraße und die Kirchstraße an. Um 1650 wird es als Fachwerkhaus auf kleinem, schiefwinkligem Grundriss errichtet. 1683 verkauft Gerdt Haene es an einen gewissen Henrick de Campo. Danach schweigen die Quellen wieder.
 
Erst 1748 ist hier die Witwe des Hofrates Terlinden belegbar. Aus ihrem Erbe fällt das Haus 1754 an den Lathener Richter Kock, dessen Erben es 1770 an Prof. Slegtendahl verkaufen. Von 1778 bis 1804 erscheint hier eine Jungfer Slegtendahl. Spätestens 1825 befindet sich das Haus im Besitz des Bäckers Bernhard Lucas. Der neue Besitzer Christoph Oettker (ca. 1831-1840) ließ um 1836 neue Dachkammern errichten. 1842 erscheint seine Witwe in dem Haus, dann der Wirt Hermann Laurentius Siebels (ca. 1844-1856). Um 1862 geht es dann auf Johann Kamp über, der bis 1878 nachweisbar ist. 1895 ist erstmals der Schlosser Heinrich Richtering belegt. In den späten 1920er Jahren unterhielt ein Heinrich Richtering hier eine Fisch- und Gemüsehandlung. Für 1938 lässt sich die Schlachterei Hermann Rühl belegen. 1945 fährt ein englischer Panzer eine Ecke des Gebäudes ein. Der zerstörte Giebel wird 1948 wiederaufgebaut, das Haus selbst zur Straßenverbreiterung drei Meter zurückversetzt. Von dem Umbau zeugen auch die Balkeninschriften: „Neue Häuser, neuer Raum mögen sich gestalten. Der Erinnerung schönster Traum hängt doch an dem Alten.“, sowie links „Erbaut um 1650“ und rechts „umgebaut 1948 Stadtbauamt Lingen“. Rudi Mitze führt hier nun ein Textil- und Modehaus. Ein Textilgeschäft befindet sich hier auch noch in den 90er Jahren.

Dem Eckhaus vorgelagert ist die Große Straße 21. Auf deren Grundstück befinden sich ursprünglich drei Häuser. In dem rechten Haus wohnt 1686 Jan Egbers, gefolgt von Egbert Egbers (ab 1700) und Catharina Egbers (ab 1727). 1733 bis 1748 gehört es Jan Lemmer. Dann kaufen es der Nachtwächter und Schuhflicker Gerrit Barloh und seine Frau Aleid Wilde. Das mittlere Haus – eher ein Häuschen – bewohnt zunächst die Witwe Beckinck, ab 1729 dann der Kuhhirte Bernd Gösing. Von seiner Witwe geht das Haus um 1772 auf den Nachbarn Barloh jun. über. Seitdem gilt es als sein Nebenhaus. Wohl erst der Enkel Barloh verkauft beide Häuser um 1810 an den Tagelöhner Johann Gerd Corves. Das dritte, wohl größte Haus gehört 1748 der katholischen Devotesse Jungfer Flakinck. Nach ihrem Tod übernehmen 1766 ihre Erben das Haus und verpachten es, etwa an Bürgermeister Badenius, den Regierungsrat Warendorf, den Professor Wandenburg oder den Assessor Dr. Elias von Schillinck. Von Haus Nr. 19 zugezogen, wohnt von 1813 bis 1829 Otto Vehr hier.
 
Dann übernimmt der Höcker und Bäcker Hermann Kamp das Haus, läßt es abbrechen und neubauen. 1835 übernimmt er von Corves auch das Nachbarhaus mitsamt dazwischenliegendem Beihaus. Auch sie läßt er abreißen und Nebengebäude errichten. Um 1868 gehen die Immobilien auf Johann Kamp über, der bereits die Große Straße 23 besitzt. Um 1900 bis 1913 war dann Kaufmann Wilhelm Evers der Besitzer. Danach befindet sich hier die Schenkwirtschaft Gudehus (1917 bis nach 1938) und in den 1960er und 1970er Jahren die Maßschneiderei Landahl.
Die Große Straße 22, das Eckhaus zur Kivelingstraße auf der anderen Straßenseite, hingegen wird bereits 1748 als ein großes Haus beschrieben, in dem der Kaufmann Berend Witte lebt (bis 1764). Nach ihm geht das Haus auf Philipp Christiani (1766-1797) über, auf den der heutige Fachwerkbau zurückgehen dürfte, dann auf Werner Christiani (1800-1810), schließlich auf die damals 76jährige Witwe Louise Christiani (ab 1813). Von einer anderen Witwe Christiani, wohl der inzwischen 59jährigen Margarethe, geht das Haus 1842 schließlich an den Sattler Ernst Schröder, der es umgehend renovieren lässt. Das Haus übernimmt um 1890 der Sattler und Auktionator Georg Schröder (bis 1913). Spätestens 1925 befindet sich hier dann die Autowerkstatt von Christian Hundertmark, der zunächst auch Nähmaschinen vertreibt. 1933 wird das Haus um ein Dachgeschoss erweitert. In den 70er Jahren richtete Johannes Feiling hier ein Strickmodengeschäft ein. Die Niederlassung des Modehauses Huesmann schloss 2014.

Im Rahmen der Archivalie des Monats stellte das Stadtarchiv Lingen bereits viele Häuser der Großen Straße vor. Ab heute finden Sie zusätzlich auf unserer Internetseite eine Karte, die im Monat März täglich über ein Gebäude der Große Straße umfassende Informationen gib. Insgesamt werden bis zum Ende des Monats alle 23 Häuser dieser Straße vorgestellt.



Fotos v.o.n.u.: Stadtarchiv, Stadtarchiv