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Grüner Stahl: Wegweisende Direktreduktions-Testanlage mit Wasserstoff in Lingen

Land Niedersachsen gibt Förderzusage für Forschungsprojekt bekannt - RWE, CO2GRAB, LSF und BENTELER Steel/Tube testen Technologien zur CO2-freien Stahlproduktion

Auf dem Weg der Dekarbonisierung der Stahlindustrie spielt Wasserstoff eine entscheidende Rolle. Doch wie gelingt es, mit dem Energieträger der Zukunft klimaneutralen Stahl kostengünstig zu produzieren? Das erforschen die Unternehmen RWE, CO2GRAB, LSF und BENTELER Steel/Tube in den nächsten drei Jahren gemeinsam. Heute gab Olaf Lies, Minister für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz des Landes Niedersachsen, die Förderzusage des Landes Niedersachsen über drei Millionen Euro an das Start-up CO2GRAB bekannt. 2022 soll das wegweisende Demonstrationsprojekt einer grünen Wasserstoff-Direktreduktionsanlage auf dem RWE-Kraftwerksgelände in Lingen gebaut werden.

Olaf Lies, erklärt: „Das, wofür man vor einigen Jahren vermutlich noch belächelt worden wäre, wird Wirklichkeit: die Defossilisierung der Stahlindustrie in Deutschland. Sie ist zentral, damit die Energiewende in Deutschland gelingt. Und von ihr geht noch eine weitere Botschaft an die Welt. Mit Know-how, Willen und Überzeugung bringen wir die einst als unvereinbar geltenden Ziele zusammen: Klimaschutz und Energiewende mit der notwendigen Zukunftsfähigkeit für unseren Industriestandort und den damit verbundenen guten Arbeitsplätzen. Ich freue mich deshalb sehr, das Projekt dabei zu unterstützen, einen Teil zur Lösung dieser Mammutaufgabe beizutragen.“

Der Oberbürgermeister der Stadt Lingen, Dieter Krone, betont: „Diese Kooperation ist ein klares Bekenntnis aller Beteiligten zu Innovation und Klimaschutz. Lingen wird einmal mehr zum Forschungs- und Entwicklungszentrum und zu einem der wichtigsten Wasserstoffstandorte in Deutschland.“

Bei der grünen Direktreduktion wird Eisenerz mithilfe von Wasserstoff reduziert. Der Wasserstoff reagiert dabei mit dem Sauerstoff im Eisenerz (Eisenoxid) und wandelt es in sogenannten Eisenschwamm um. Dieser Prozess wird „direct reduced iron“ (DRI) genannt. Statt Kohlenstoffdioxid, wie im klassischen Hochofen, entsteht bei dieser Technologie Wasserdampf. Der Eisenschwamm wird anschließend mit Stahlschrott eingeschmolzen und zu Stahl weiterverarbeitet. BENTELER Steel/Tube verwendet zukünftig diesen Stahl, um daraus CO2-arme nahtlose und geschweißte Rohrlösungen zu produzieren. Im Rahmen des Forschungsprojekts sollen im ersten Schritt über 1 t/Stunde grünes Eisen (Eisenschwamm) mit Hilfe von grünem Wasserstoff produziert werden. Der grüne Wasserstoff soll über Elektrolyseanlagen auf dem Kraftwerksgelände erzeugt und in die DRI-Anlage eingespeist werden.

„Diese DRI-Technologie hat großes Potenzial zur Dekarbonisierung der Stahlindustrie. Das technische Know-how vom Start-up CO2GRAB, das diese Anlage errichten und betreiben wird, ergänzt die Expertise von RWE entlang der gesamten Wertschöpfungskette für grünen Wasserstoff. LSF wird die Betriebsweise der Elektrolyse an die fluktuierende Produktion von Wind- und Solarstrom optimieren. BENTELER Steel/Tube wird den reduzierten Eisenschwamm anschließend weiter zu grünem Stahl und klimaneutralen Qualitätsrohren verarbeiten. Mit diesem Projekt können wir somit einen bedeutenden Beitrag zur Klimaneutralität leisten“, erklären die Partner in einer gemeinsamen Stellungnahme. Die Inbetriebnahme der Demonstrationsanlage ist für Mitte 2022 geplant.



Artikeldatum: 19. November 2021
Fotos v.o.n.u.: BENTELER Steel/Tube