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Zeitungschronik – November 2022

2. Nov.: „Der Reif liegt jetzt früh auf den Dächern und Bäumen und Sträuchern und Hecken, (…). Wie Zucker breitet sich die silberweiße Nachtspende aus und die Hausfrau gedenkt der teuren Zuckerpreise und hofft auf die Zuckerkarten, die noch vor Weihnachten wieder in ihre Hände gelangen sollen. (…) Am Tage Allerseelen (2. Nov.) sahen wir früher auf den Grabhügeln häufig brennende Lichter im Herbstgrau. Heute wird wohl bei den hohen Preisen auf diese letzte Erinnerungsspende verzichtet werden müssen.“ (LW)

1. Nov.: „In der heutigen Plenarversammlung der städtischen Kollegien wurde folgendes beschlossen: (…) Es wurde beschlossen, Unterrichtsräume für die landw. Winterschule unter der Voraussetzung zur Verfügung zu stellen, daß diese nicht nach Emsbüren verlegt wird. (…) Bürgermeister Gilles erörterte eigehend die Frage, ob sich der Hüttenplatz (…) nicht doch am Besten zur Zentralisierung der Märkte und Verlegung derselben dorthin eigne.“ (LV)

11. Nov.: „An unsere Leser! Die unverantwortliche Preispolitik der Papierfabriken macht es der deutschen Presse zur unabweisbaren Pflicht, die Bezugs- und Anzeigenpreise zu erhöhen, wenn sie ihrer Aufgabe gerecht werden will. (…) Infolge der neuen ungeheuren Preissteigerungen mußten sich die Zeitungsverleger des Emslandes dazu entschließen, den Abonnementsbeitrag für das laufende Quartal auf 120 Mk. zu erhöhen.“ (LV)

11. Nov.: „Die Zentrumspartei hatte gestern ihre Wähler nach Heeger geladen, damit die Bürgervorsteher der Partei von ihren Wählern hörten, welche Stellung diese zur Marktfrage nehmen. (…) Nach Eröffnung der Versammlung (…) erläuterte Herr Bürgermeister Gilles in eingehender Weise die Vorteile der Zentralisation der hiesigen Märkte und ihre Verlegung nach dem Hüttenplatze. (LV)“

11. Nov.: „Kath. Frauenbund. Der am Dienstag Aend im Gesellenhause gehaltene Vortrag ‚Die Frau im Heidentum, Judentum und Christentum‘ fand ein vollbesetztes Haus vor. (…) (Pater Boesch) führte uns die Frau aus dem Heidentum vor in einer erniedrigten Stellung. (…) Im Judentum nahm die Frau schon eine höhere Stellung ein. (…) Ihre ganze Würde und Achtung fand die Frau erst im Christentum.“ (LV)

14. Nov.: „Die Unsicherheit gegen Einbruchs-Diebstähle nimmt auf dem Lande in erschreckendem Maße zu.“ (LW)

14. Nov.: „Aus der Versammlung unserer Stadtväter. (…) Anstellung eines Archivars für die Städte des Reg.-Bez. Osnabrück. (…) Die (Bürgervorsteher) Mohrmann, Dr. Stuke und Heinze sprachen grundsätzliche Bedenken gegen die Fruchtbarkeit der Arbeit eines Archivars aus. (…) Nach weiterer Aussprache wurde die Angelegenheit der vermutlich nicht geringen Kosten wegen vertagt.“ (LW)

18. Nov.: „(…) heute Nacht wurde im hiesigen Hotel H. ein Diebstahl verübt, der an Frechheit wohl seinesgleichen sucht. Ein Mädchen von etwa 20 Jahren, kam gestern (…) und bat um ein Zimmer. Als heute früh (…) auf Klopfen des Zimmermädchens keine Antwort erfolgte, ließ man die Tür durch einen Schlosser öffnen. Das Fräulein war nicht nur verschwunden, sondern mit ihr zwei Oberbetten (…), Kopfkissen, der Teppich, Tischdecke, Handtücher, Serviette, sogar die Portiere war mit einem Kartoffelmesser (…) abgeschnitten.“ (LV)

18. Nov.: „Der St. Elisabethverein kann in diesem Jahr auf eine 25-jährige Wirksamkeit zurückblicken. Von einer kostspieligen Jubiläumsfeier wurde mit Rücksicht auf die schweren Zeitverhältnisse Abstand genommen.“ (LV)

21. Nov.: „Zur Marktzentralisierungs-Frage hatte auch die von Herrn Bürgermeister Gilles zu Freitag ins Hotel Heeger berufene Versammlung Stellung zu nehmen. (…) Den stärksten Beifall fanden allemal die schärfsten Gegner, welche (…) deutlich zum Ausdruck brachten: Wir, die wir heute an den Märkten profitieren, lassen ohne Widerstand eine andere Einrichtung nicht zu. (…) Wenn Gegner des von Bürgermeister Gilles stammenden Projekts (…) diesen um deswillen persönlich bekämpfen und anfeinden, so muß es doch mit der inneren Beweiskraft dieser Gegner sehr schwach bestellt sein.“ (LW)

21. Nov.: „Nachdem Frau Mathilde Gauthier ihr Amt als Bürgervorsteher niedergelegt hat, ist nach erfolgter Annahmeerklärung Herr Gütervorsteher Josef Petermann zum Bürgervorsteher der Stadt Lingen gewählt.“ (LW)

23. Nov.: „Einbrecher haben in der Nacht vom Montag auf Dienstag das Häutelager des Schlachthauses um Millionenwerte erleichtert. Dienstag Nachmittag setzte man einen Nordhorner Polizeihund auf die Spur, welche am Güterbahnhof ihr Ende fand.“ (LW)

25. Nov.: „Nachdem in den letzten vierzehn Tagen die Preise für Hefe und Kohlen bedeutend gestiegen sind und aus diesem Grunde der Brotpreis in Osnabrück und in verschiedenen anderen Kreisen (…) schon wieder erhöht ist, reichten wir am 14. Nov. 1922 eine neue Brotpreiserhöhung ein, diese wurde uns von der Kreiskornstelle abgeschlagen. Außerdem wurde von uns seit dem 1. Oktober bei unserm oft nicht backfähigen Mehle eine höhere Ausbeute gefordert, wogegen wir vergeblich Stellung nahmen (…). Aus genannten Gründen ist es uns nicht möglich, unsern Betrieb weiter fortzuführen. Die Bäcker-Innung zu Lingen.“ (LW)

25. Nov.: „Der Innungsausschuß, der Reichsschutzverband für Handel und Gewerbe und der Handelsverein hatten ihre Mitglieder für gestern Abend zusammenberufen zu einer Protestversammlung von Handel und Gewerbe gegen die Gewerbesteuer. (…) Die heute in Lingen abgehaltene stark besuchte Versammlung der Gewerbetreibenden der Stadt Lingen stellt fest, daß die Belastung des Gewerbes mit Steuern und Abgaben einen Stand erreicht hat, welcher schon eine sehr starke Einschränkung der Betriebe und des Betriebskapitals zur Folge hat und zwar so, daß schon jetzt dadurch eine Vernichtung selbstständiger Existenzen herbeigeführt wurde. (…) Zum Schlusse wurde noch der z. Zt. hier in Lingen herrschende Bäckerstreit eingehend besprochen.“ (LV)

29. Nov.: „Die Bäcker haben ihren Betrieb wieder aufgenommen und versorgen nach wie vor Lingen wieder mit Brot. Wenn wir dies dankbar begrüßen, so können wir, nachdem die breite Öffentlichkeit nun einmal damit sich beschäftigt hat, nicht umhin, dem Wunsche Ausdruck zu geben, daß nicht so sehr die Frage der Verteuerung als vielmehr der Verbilligung des Brotes zu erörtern der Mühe wert ist. Jeder Vorschlag nach dieser Richtung dürfte nicht allein die Verbraucher, sondern auch die Bäcker selbst interessieren.“ (LV)

Aus dem Lingener Volksboten (LV) und dem Lingenschen Wochenblatt (LW). Die Zeitungen sind einsehbar im Stadtarchiv Lingen, Baccumer Str. 22, 49808 Lingen (Ems). www.stadtarchiv-lingen.de 



Artikeldatum: 2. November 2022
Fotos v.o.n.u.: © Stadtarchiv Lingen