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Zeitungschronik – November 1920

Zeitungschronik - Lingen vor 100 Jahren - November 1920

2. Nov.: „Wie aus dem Anzeigenteil heutiger Ausgabe unseres Blattes ersichtlich, gastiert der altberühmte Zirkus Blumenfeld hierselbst nicht in seinen riesenhaften 4 Mastenweltbauten, sondern in dem angenehm geheizten Saale des Bahnhofshotels. Wie bekannt, verfügt das Unternehmen über prima dressiertes Pferdematerial, sowie erstkl. Kunstkräfte und bürgt der altrenommierte Name für nur gute Darbietungen.“ (LW)

10. Nov.: „(Katholischer Frauenbund). Bilder erschüttendster Art bot uns am Montag abend die Prinzessin von Georgien in ihrem Vortrage: ‚Meine Erlebnisse in Sowjetrußland‘, Bilder, mit Blut gemalt, wie Herr Pfarrer Hilling es in seinem Schlußwort nannte. (…) Sie selbst hat alle Greuel einer Gefangenschaft in Rußland miterlebt, ist auch zum Tode verurteilt gewesen und nur durch das Einrücken der polnischen Armee in Riga in letzter Stunde gerettet worden.“ (LV)

10. Nov.: „Feier zu Ehren des Herrn Lehrers Honebrink. (…) Am 1. Okt. d. J. trat Lehrer Honebrink (…) in den Ruhestand. Sein lebhafter Wunsch war, ruhig und unauffällig zurücktreten zu können, aber seine ehemaligen Schüler wollten sich durchaus nicht abhalten lassen, die Gelegenheit seines Eintritts in den Ruhestand zur Veranstaltung einer besonderen Feier zu ergreifen (…). Herr Gewerkschaftssekretär Fritz Knospe sprach aus, daß er vier seiner Jungen unter der Obhut des Herrn Lehrer Honebrink gehabt habe; es tue ihm leid, daß er die weiteren drei Knaben nicht mehr unter seine Obhut bringen könne. (…) Wenn Lehrer Honebrink mitunter den Stock habe gebrauchen müssen, dann werde dies sicher eine schwere Pflicht für ihn gewesen sein.“ (LV)

13. Nov.: „Den Tod durch die Fahrlässigkeit eines Mitmenschen hat die Ehefrau des Kohlenhändlers und Gastwirts Kl. hierselbst erleiden müssen. Der Kaufmann Fr. K. von hier, hantierte in dem Gastzimmer des Obengenannten in Anwesenheit mehrerer Frauen mit einem scharf geladenen Revolver. Die Frauen, ängstlich geworden, forderten ihn auf, die Waffe fortzulegen. Kl., welcher wohl die ‚Ungefährlichkeit‘ der Waffe demonstrieren wollte, soll diese vor der Frau des Gastwirts leichtsinnigerweise zum Erdboden geworfen haben. Der Revolver entlud sich und der Schuß drang der Unglücklichen in den Leib. Im hiesigen Bonifazius-Krankenhause ist sie heute an der erlittenen schweren Verletzung gestorben.“ (LW)

16. Nov.: „Kaufe nur Donnerstag, den 18. Nov., von 8–12 ½ Uhr zu besonders hohen Preisen alte Gebisse, auch zerbrochene Teile und einzelne Zähne und zahle pro Zahn bis Mark 12,- und mehr in Lingen (Ems), Hotel Heeger. Frau Willig.“ (LW)

20. Nov.: „Über die Tätigkeit der Versorgungsämter besteht in weiten Kreisen der Bevölkerung noch große Unklarheit. Die Versorgungsämter sind Reichsbehörden, wie Finanzämter, Post, Eisenbahn usw. und unterstehen dem Reichsarbeitsministerium. (…) Das Versorgungsamt Lingen umfaßt die Kreise Lingen, Bentheim, Hümmling, Aschendorf, Meppen und Bersenbrück und hat die Versorgung der in diesen Bezirk vorhandenen vielen tausenden von Kriegsopfern zu veranlassen.“ (LV)

20. Nov.: „Um eine restlose Erfassung sämtlicher noch in Deutschland befindlichen Gepäckstücke, sowie Nachlässe französischer, belgischer und russischer ehemaliger Gefangener durchzuführen, werden alle ehemaligen Arbeitgeber von Gefangenen aufgefordert, die etwa noch vorhandenen Gepäckstücke bezw. Nachlässe dieser Gefangenen auf dem Landratsamt Lingen anzumelden.“ (LV)

20. Nov.: „Zu dem Beschlusse des Kreisausschusses Lingen vom 26. Juli 1920 betr. Eingemeindung des Gutes Herzford in die Gemeinde Schepsdorf-Lohne des Kreises Lingen, der die Zustimmung der Beteiligten gefunden hat, hat der Oberpräsident (…) die Genehmigung erteilt. Von diesem Tage ab besteht hiermit der Gutsbezirk Her[z]ford nicht mehr.“ (LV)

20. Nov.: „Am Freitag, den 26. November eröffnen wir im Lokal des Herrn Nave einen modernen Tanz- u. Anstandskursus. (…) Es werden vorzugsweise moderne Tänze gelehrt.“ (LV)

24. Nov.: „23. Nov. In der heutigen Plenarversammlung der städtischen Kollegien wurde der Absatz 1§7 des Ortsstatuts dahin geändert, daß das Wort ‚rechtskundig‘ gestrichen wurde und der Absatz lautet: ‚Der Magistrat besteht aus 1 Bürgermeister und 4 Senatoren‘. (…) Der Grundlohn für die städtischen Arbeiter wurde (…) auf 3 Mk. 20. Pfg. pro Stunde (…) festgesetzt. (…) Zur Prüfung der Angelegenheit einer zweiten Apotheke wurde eine Kommission (…) gewählt.“ (LV)

25. Nov.: „Aufruf! An die Landwirte der Provinz Hannover! Wie die überwiegende Anzahl der Provinzstädte ist vor allem auch (...) Hannover noch völlig unzureichend mit Kartoffeln für den Winter versorgt. (…) Die Aufhebung der Zwangswirtschaft von Kartoffeln ist von einem großen Teil der Stadtbevölkerung seinerzeit begrüßt worden. Aber, wenn die Landwirte in kurzsichtigem Eigennutz Kartoffeln zurückhalten, dann wird die Wiedereinführung der Zwangswirtschaft und die Beschlagnahme der Vorräte verlangt (…). Die gesamten Zeitungen Nordwestdeutschlands.“ (LW)

27. Nov.: „Am heutigen Tage feiert der Brennereiarbeiter Wilhelm Ostholthoff das seltene Fest seines 25jährigen Dienstjubiläums bei der Firma Greis u. Reismann. Aus diesem Anlaß wurde ihm von dem Verein der Kornbrennereibesitzer und Preßhefefabrikanten Deutschlands-Berlin die bronzene Medaille zugleich mit einem kunstvoll ausgeführten Diplom für treue 25jährige Dienste in demselben Betriebe überreicht.“ (LV)

27. Nov.: „24. Nov. Gestern stießen infolge eines Mißverständnisses 2 Kleinbahnzüge zusammen. Leicht verletzt wurden 4 Personen, die auf der Plattform standen. Der Materialschaden ist gering, beide Lokomotoven konnten mit eigener Kraft weiter bezw. zurückfahren.“ (LV)

27. Nov.: „Die fast völlige Außerachtlassung der gesetzlichen Vorschriften betreffend den Radfahrerverkehr durch das radfahrende Publikum geben uns Veranlassung, nachstehend auszugsweise die für Radfahrer wichtigsten Bestimmungen bekannt zu geben (…) 2. Der Radfahrer hat eine auf seinen Namen lautende Radfahrkarte bei sich zu führen und auf Verlangen dem zuständigen Beamten vorzuzeigen. 3. Auf den Haltruf oder Haltzeichen eines Polizeibeamten hat jeder Radfahrer sofort zu halten. (…) 5. Zur Vermeidung von Unfällen ist bei dem Herannahen an Menschen, Reiter, Fuhrwerken, Radfahrern, Fußgängern usw. das Glockenzeichen rechtzeitig zu geben. (…) 9. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bis zu 60 M. oder mit Haft bis zu 14 Tagen bestraft. Der Magistrat.“ (LV)

30. Nov.: „Junges Mädchen nicht über 16 Jahre, für die Vormittagsstunden gesucht. Daselbst ein Junge zum Einseifen gesucht. Georgstraße 2.“ (LW)

Aus dem Lingener Volksboten (LV) und dem Lingenschen Wochenblatt (LW). Die Zeitungen sind einsehbar im Stadtarchiv Lingen, Baccumer Str. 22, 49808 Lingen (Ems).



Artikeldatum: 4. November 2020
Fotos v.o.n.u.: Stadtarchiv Lingen