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Burton upon Trent (Großbritannien): Eine wasserfeste Freundschaft

Die Stadt Lingen und ihre Partnerstädte – fünf Länder, fünf Geschichten, eine Gemeinschaft
Hermann Schnuck erinnert sich an viele Begegnungen auf dem und rund ums Wasser.

Mit fünf europäischen Städten führt die Stadt Lingen seit vielen Jahren in enger Verbundenheit Städtepartnerschaften. Darunter Elbeuf sur Seine in Frankreich, Burton upon Trent in England, Bielawa in Polen, Marienberg in Deutschland und Salt in Spanien. So individuell wie die Länder und Städte selber sind auch die Geschichten über die jahrelangen Freundschaften ihrer Bewohner untereinander.

Sie ist die älteste Partnerstadt Lingens: East Staffordshire in Großbritannien. Es war der 25. September 1982 als Lingen zunächst mit der Bezirkshauptstadt Burton upon Trent die Urkunden tauschte. Nach einer Verwaltungsreform 1992 wurde die Partnerschaft auf den East Staffordshire District ausgedehnt. Viele der 113.500 Einwohner East Staffordshires verbindet seitdem eine enge Freundschaft mit Lingener Bürgerinnen und Bürgern. Und diese Freundschaften sind unter anderem bei gemeinsamen sportlichen Aktivitäten entstanden.


Durch das Rudern verbunden

Würde man Hermann Schnuck ein Element zuordnen, es wäre ohne Frage das Wasser. Als Ruderer und Rudertrainer in Lingen und Meppen hat der heute 75-Jährige den Großteil seines Lebens auf Kanälen und Flüssen verbracht. Wie lange genau, das vermag der Rentner kaum zu sagen: „Es müssen über 50 Jahre gewesen sein.“ An den Beginn der Partnerschaft mit der Stadt Burton upon Trent, später East Staffordshire, erinnert sich der Mann mit dem markanten Schnurrbart und dem freundlichen Lachen hingegen noch genau. Denn schnell entwickelte sich auf Anregen der damaligen Stadtverwaltung unter den Ruderern der beiden Länder ein reger Kontakt. „Lingen hat drei Rudervereine, Burton zu dem Zeitpunkt auch. Das hat einfach gepasst“, erinnert sich Schnuck.

Es waren schließlich die Engländer, welche den Rudervereinen in Lingen zuerst einen Besuch abstatteten. Besonders der Austausch unter den Jugendlichen als Erlebnis und kulturelle Erfahrung lag den Trainern auf beiden Seiten am Herzen. „Auch ein Jahr später, als wir dann in Burton waren, haben wir großen Wert daraufgelegt, dass alle privat untergebracht waren“, betont Hermann Schnuck. In manchen Wohnungen sei der Flur jedoch so klein gewesen, dass nur eine Person habe durchgehen können. Die kulturelle Konfrontation sollte nicht bei architektonischen Besonderheiten enden. Mit Graus aber auch Belustigung erinnert sich der Rentner noch heute an eine ganz besondere kulinarische Darreichung: Hammelbraten. Einer fast dreistündigen Verspätung in Burton war es geschuldet gewesen, dass dieser lange Zeit warm gehalten werden musste. „Das war eine zähe Angelegenheit“, fasst der ehemalige Trainer das Essen zusammen und lacht.

Sportlicher Wettkampf und enger Austausch

Weniger kompliziert als die Küche Großbritanniens gestaltete sich hingegen der sportliche Wettkampf zwischen Lingen und Burton. Durch das gemeinsame Hobby Rudern, verlagerte sich die Woche des Austausches fast ausschließlich auf das Wasser. Trotzdem waren auch nach dem Training die Zeiten da, um beieinander zu sitzen und ins Gespräch zu kommen. „Große Liebe, großes Drama: All das gehörte natürlich auch dazu“, resümiert Schnuck. Der 75-Jährige weiß um die Bedeutung der Kommunikation über Landesgrenzen hinaus. Nur so könnten Missverständnisse und Vorurteile vorgebeugt werden und enge Verbindungen entstehen. Wie eng diese Verbindungen zwischen den Delegationen geworden waren, macht auch die Liebesgeschichte und spätere Ehe einer Lingenerin und eines Burtoner deutlich.

Eine hingegen weniger romantische Aktion schwirrt dem ehemaligen Rudertrainer noch heute im Kopf. „In England ist es Tradition, dass nach einem Wettkampf nicht wie in Deutschland der Steuermann, sondern der Coach ins Wasser fliegt. Davon wusste ich jedoch nichts. Ich hatte meinen besten Zwirn an“, echauffiert sich der Emsländer, jedoch mit einem Augenzwinkern. Denn am Ende des Tages denkt Hermann Schnuck gerne an die Zeit in Burton zurück. Einen letzten Besuch der Lingener gab es 2018. Nicht nur der Rentner, sondern auch die Ruderer der drei Lingener Vereine – der Eisenbahn-Sportverein Lingen (ESV), Gymnasial Turn- und Ruderverein (GTRV) und die Lingener Rudergesellschaft – hoffen, dass noch viele sportliche Treffen folgen werden.



Artikeldatum: 12. Januar 2021
Fotos v.o.n.u.: Stadt Lingen