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Robel Temesgen ist Lingener Kunstpreisträger 2022

Bereits zum 25. Mal wird der etablierte und renommierte Lingener Kunstpreis vergeben. Seit 1983 widmet er sich ausschließlich Künstler*innen, die im Medium Malerei arbeiten, bisherige Preisträger*innen waren u.a. Antje Majewski (1998), Marieta Chirulescu (2014), Éder Oliveira (2016) und Georgia Gardner Gray (2018), 2020 erhielt ihn Helen Feifel. Es wurden zwölf Direktor*innen von Museen aus Deutschland und Österreich um jeweils zwei Vorschläge gebeten. Die Jury, bestehend aus den Mitgliedern des Freundeskreises des Lingener Kunstpreises Sigrid Hohoff, Marita Kamp und Richard Lange, sowie Stefanie Kleefeld (Direktorin, Kunstverein Bremerhaven), Sebastian Stein
(Leiter, Kunstverein Langenhagen), Meike Behm (Direktorin, Kunsthalle Lingen) und Monika Schwegmann (Kulturdezernentin Stadt Lingen (Ems) als beratendem Mitglied) ist zu dem Ergebnis gekommen, den Preis in diesem Jahr an den aus Äthiopien stammenden Künstler Robel Temesgen zu verleihen.

Robel Temesgen

Robel Temesgen wurde dort 1987 geboren und ist derzeit Doktorand für künstlerische Praxis an der Oslo National Academy of the Arts. Er erhielt 2015 einen MFA von der Tromsø Academy of Contemporary Art, Universität Tromsø, Norwegen, und 2010 einen BFA der Alle School of Fine Arts and Design, Addis Ababa University. Seine Arbeiten wurden in Einzel- und Gruppenausstellungen, u.a. ARoS Museum, Aarhus (2021), Para Site, Hongkong (2021), Kunsthall Oslo (2019), Modern Art Museum, Addis Abeba (2018), Tiwani Contemporary Art Gallery, London (2018), und Hamburger Bahnhof, Berlin (2017) präsentiert. Robel Temesgen ist seit über zehn Jahren Dozent an der Alle School of Fine Arts und lebt zwischen Oslo und Addis Abeba.

Robel Temesgens Bilder und Arbeiten auf Papier entführen in Räume, die von spiritueller Bedeutung durchdrungen sind. Nach umfangreichen Recherchen in Äthiopien bemüht er sich, durch einen phänomenologischen Ansatz die gelebte Erfahrung von Landschaft im Kontext des äthiopischen Glaubens des Adbar und der damit verbundenen Rituale darzustellen. Im Amharischen bezieht sich der Begriff adbar auf die Verkörperung von Schutzgeistern in verschiedenen Elementen der natürlichen Landschaft, wie Seen, Bergen, Felsen oder Bäumen. Der Künstler wuchs in Dessie im Nordosten Äthiopiens auf, wo adbar weit verbreitet ist. Die Werke zeigen schimmernde, phantastische Landschaften in einem charakteristisch symbolischen, lyrischen Stil und sind teilweise über fünf Meter lang. Von der Decke hängend und als schwebende Papierrollen präsentiert, die teilweise den Boden bedecken, erinnert ihr Erscheinungsbild an äthiopische Heilrollen. Die Bilder besitzen eine Leuchtkraft, die durch die Verwendung von Emaille, Sprühfarbe und Acryl auf hochglänzendem Papier erreicht wird. Sie zeigen Wasser, Land und Luft in verschiedenen Zuständen der Verschmelzung und Verwandlung - turbulent oder ruhig, in ein surreales, schillerndes Licht getaucht.



Artikeldatum: 2. December 2022
Fotos v.o.n.u.: k.A.