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Zeitungschronik – Dezember 1920

Zeitungschronik - Lingen vor 100 Jahren - Oktober 1920

1. Dez.: „(Eingesandt.) Junggesellensteuer! Zur Bestreitung der hohen finanziellen Anforderungen wird sich auch wohl die Stadt Lingen genötigt sehen, das vom Staate steuerfrei gelassene Einkommen zur Besteuerung heranzuziehen. (…) In der letzten Kollegiensitzung wurden Summen genannt, die schon für kleine Einkommen in die hunderte von Mark gehen. (…) Daß die kinderreichen Familien entlastet werden, ist gerrecht. Aber wogegen sich schon jetzt alle in Betracht kommenden Personengruppen wehren müssen, ist der Plan (…) die Steuer (…) zu einer ‚Junggesellensteuer‘ auszubauen.“ (LV)

2. Dez.: „Eingesandt. Die Väter unserer Stadt befinden sich in Schwulitäten. Der Haushaltsplan der Stadt wird mit einem Fehlbetrag von über 200 000 Mark für das Jahr 1920 abschließen. (…) Ich begnüge mich mit dem Hinweis auf die dem Bürgermeister Kühne geschenkten 40 000 Mark und die wohl einzig dastehende tatsache, daß Lingen zu seinen Beamten seit über Jahresfrist einen Elektroingeneur als Betriebsleiter zählt, der keinen Betrieb zu leiten hat. (…) Wenn es den Bürgervorstehern ernst ist mit ihrer Absicht, den Fehlbetrag von 236 000 Mark zu decken, ohne das Vermögen der Stadt, insbesondere deren Holzbestand, der heute noch ein Millionenobjekt darstellt, anzugreifen, so gebe ich den dringenden Rat, das fehlende Geld von den Kriegsgewinnlern, besonders aber von den Schiebern in Lingen einzuziehen.“ (LW)

8. Dez.: „Plenarversammlung der städtischen Kollegien: (…) Eine Besteuerung des steuerfreien Mindesteinkommens wurde vertagt. (…) Die Kommission soll zur Erschließung neuer Steuerquellen (…) Vorschläge machen (…): Inseratensteuer, Dienstbotensteuer, Auktionssteuer, Wohnungs-Luxussteuer, Jagdsteuer, Vereinskopfsteuer, Autosteuer, Wagensteuer, Erhöhung der Hundesteuer, Gebühren für Überqueren der Straßen mit elektrischen Leitungen, Zuschläge zur Betriebssteuer.“ (LV)

11. Dez.: „Vor mehreren Monaten ist für die katholischen Soldaten, die im Weltkriege gefallen sind, eine Sammlung eröffnet. Es sollen 2 Gedenktafeln für die Gefallenen an der inneren Turmwand angebracht werden. Um den Gedenktafeln eine würdige Umrahmung zu verleihen, soll der untere Teil der Kirche zwischen dem letzten Pfeiler und der Rückwand neu ausgemahlt und mit entsprechenden Bildern versehen werden.“ (LV)

11. Dez.: „Elektrisches Licht für die Kirche. Durch einen hochherzigen Spender hat unsere Herz-Jesu-Statue eine neue Polychromierung erfahren und ist in prächtiger Weise mit elektrischem Licht umrahmt worden. (…) Eine andere edelherzige Spenderin bringt die Mittel für die Beleuchtung des Josefaltares auf.“ (LV)

11. Dez.: „Betr. Kartoffeln für Minderbemittelte. Es haben keine Kartoffeln abgeliefert, obwohl sie dazu in der Lage waren: 1. Kolon Hienering, Bernh. 2. Kolon Meyering, Herm. 3. Kolon Nie, Ww. 4. Kötter Stahberg, Aug. 5. Kötter Honnigfort, Clem. 6. Kötter Tegel, Bernhard 7. Kötter Pieper, Theodor 8. Kötter Sand, Gerhard 9. Hübers, Bernhard 10. Mühlenbesitzer Rothkötter, Friedrich, alle wohnhaft in Leschede. (…) Der Vorsitzende des Kreisauschusses.“ (LW)

11. Dez.: „Wir haben vom Herrn Minister des Innern Anweisung erhalten, die auf Grund der Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 11. Dezember 1916 für den Stadtbezirk Lingen auf 11 Uhr abends festgesetzte Polizeistunde streng durchzuführen. Gast-, Speise- und Schankwirtschaften, Kaffees, Theatern, Lichtspielhäusern, Räumen, in denen Schaustellungen stattfinden, (…) werden (…) auf die diesbezügl. Bestimmungen hingewiesen.“ (LW)

15. Dez.: „Am Sonntag saß im Mittagszug nach Rheine eine Frau, die durch eine größere Anzahl von Paketen auffiel. Als der Zug in Elbergen einlief, sah die Frau zum Fenster ihres Abteils hinaus; alsbald kam ein Mann und legte ein großes, umfangreiches Paket neben sie in den Wagen mit den Worten, daß er das andere Paket nachholen wolle. Der Mann kam aber nicht wieder, und der Zug fuhr weiter. Lebhaft bedauerte die Frau, daß nun dieser Mann den Anschluß versäumt habe, während die übrigen im Abteil sitzenden Mitreisenden bald die Situation erkannten. Ihre Vermutung, daß es sich um eine Schieberei handle, fanden sie auch bald bestätigt. Der Zug hielt in Rheine kaum an, als schon ein Bahnbeamter am Wagen erschien und nach dem Besitzer des großen Pakets sich erkundigte. Des weiteren sollte die Frau Auskunft geben über den Inhalt ihrer anderen Pakete, wobei sie sich weigerte, aufzustehen. Erst auf das Erscheinen von zwei Polizisten geruhte sie, sich zu erheben, sodaß auch die unter ihrem Sitzplatz befindlichen Pakete zum Vorschein kamen. Das große in Elbergen in den Wagen geschobene Paket wollte sie als ihr Eigentum nicht anerkennen, der Inhalt der übrigen Pakete zeigte aber schon zur Genüge, daß man es mit einer sog. Butterschieberin zu tun hatte, die 500-1000 Pfund Butter bei sich hatte.“ (LV)

16. Dez.: „Wegen Reparatur der städtischen Wa[a]ge kann bis einschließlich Sonnabend, den 18. ds. Mts. auf derselben nicht gewogen werden. (…) Der Magistrat.“ (LW)

16. Dez.: „Für meinen Sohn suche ich Stellung als Führer eines Gespannes auf katholischem Hofe, wo eventuell spätere Einheiratung möglich ist, Mitgift sofort 200 000 M. bar. Mein Sohn leistet jede vorkommende Arbeit.“ (LW)

18. Dez.: „Die Beleidigung, die ich über Fräulein Lina Lenz mehreren Personen mitgeteilt habe, beruht auf Unwahrheit. Marie Snater.“ (LW)

18. Dez.: „10 P.S. Benzol-Lokomobile im besten Zustande gegen 2 Schweine einzutauschen.“ (LV)

22. Dez.: „In der heutigen Plenarversammlung der städtischen Kollegien wurde folgendes verhandelt: (…) Die Anschaffung von 3 Begleithunden für die Nachtpolizeibeamten und die Kosten für die Beköstigung der Hunde wurden genehmigt.“ (LV)

23. Dez.: „Bekanntmachung (…) daß die Stadt Lingen mit dem Beginn des Jahres 1921 in den Räumen der städtischen Spar- und Leihkasse an der Burgstraße ein Bankinstitut unter dem Namen Stadtbank in Lingen (Ems) errichtet. (…) Der Magistrat.“ (LW)

23. Dez.: „Die Mitglieder der bisherigen Einwohnerwehr werden (…) aufgefordert, die Waffen, Munition, Armbinden und Wischstricke (…) im Stadthause (…) abzuliefern.“ (LW)

28. Dez.: „Der Plan über die Errichtung einer oberirdischen Telegraphenlinie an Gemeindewegen der Gemeinde Lohne (Kr. Lingen) liegt bei dem Postamt in Lingen vom 28. ab auf 4 Wochen aus. (…) Telegraphenbauamt.“ (LW)


Aus dem Lingener Volksboten (LV) und dem Lingenschen Wochenblatt (LW). Die Zeitungen sind einsehbar im Stadtarchiv Lingen, Baccumer Str. 22, 49808 Lingen (Ems). www.stadtarchiv-lingen.de



Artikeldatum: 3. December 2020
Fotos v.o.n.u.: Stadtarchiv Lingen